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‘Allgemein’ Category

  1. Hübsch soll’s (endlich wieder) aussehen.

    März 28, 2018 by Heiko

    Nachdem ich das Labeln der Flaschen 2017 sträflich vernachlässigt habe, soll das 2018 (wenn möglich) wieder anders werden. Für die Produktion der letzten Zeit habe ich wieder Etiketten erstellt und mich neulich mal zwei Stunden eingeschlossen.


  2. Presse im Braukeller

    Januar 26, 2017 by Heiko

    Vorletzte Woche war es soweit. Kurzfristig hatte ich Besuch von der Wetterauer Zeitung, um über meine Hobbybraueraktivitäten und den Gewinn des Wettbewerbs auf der Craftbeermesse in Mainz zu berichten. Nach einem ausgedehnten Telefonat vorab und einem zweistündigen Besuch in meinem Braukeller waren dann mehr als ausreichend Informationen gesammelt und Bilder gemacht, um für die Tageszeitung und das Monatsmagazin zu berichten.

    Ich habe alle Infos aus den letzten Wochen mal zusammengestellt:

    Meldung des Messerveranstalters RAM Regio aus Mainz:
    http://www.craftbeermesse.de/hobbybrauer-wettbewerb

    Bericht in der Wetterauer Zeitung vom 16. Januar 2017:

    Quelle: Wetterauer Zeitung vom 16. Januar 2017

     

    Artikel online verfügbar unter:
    Wetterauer Zeitung Online (Der Artikel ist nach dem Relaunch der Webseite der Wetterauer Zeitung leider nicht mehr verfügbar.)

    Den Originaltext findet man aber hier. Danke an Alexander Hitz.

    Rubrik „Notizen aus der Provinz“ in der Wetterauer Zeitung vom 21. Januar 2017:

    Quelle: Wetterauer Zeitung vom 21. Januar 2017

     

    Bericht im Streifzug Monatsmagazin 02/2017 (Seite 4-7)
    http://www.wetterauer-zeitung.de/media/streifzug/wz/2017_02/blaetterkatalog/pdf/complete.pdf


  3. Sud Nr. 60 – M2 Pale Ale

    Juni 15, 2016 by Heiko

    Ich habe die zeitlich ausgedehnten Brautage zwar immer genossen, aber man musste (vor Allem bei aufwendigen Rezepten) immer zeitig anfangen, um nicht zur Tagesschau noch am Kessel zu stehen oder nicht zumindest noch am Schrubben zu sein. Seit der Speidel Braumeister im Spiel ist, kann man ein Rezept auch gerne an einem bereits angebrochenen Nachmittag durchziehen. Je einfacher das Rezept, desto schneller. Da es am Sonntag fast den ganzen Tag in Ströhöömen geregnet hat, habe ich um 13.00 Uhr kurzerhand beschlossen ein kleines aber (hoffentlich) feines Pale Ale dazwischen zu schieben. Schließlich wartete ja auch noch das verkürzte Malzrohr auf seine erste Bewährungsprobe. „Verkürztes Malzrohr“ bedeutet, dass man im 20 Liter Braumeister auch 10 Liter Sude brauen kann und als „Belohnung“ einen schnuckeligen und handlichen Kasten als Ausschlagmenge hat.

    Hier ist der Unterschied zwischen den beiden Modellen zu sehen. In das kleine Malzrohr passt schlichtweg die Hälfte der Menge an Malz und Wasser und raus kommt die Hälfte der Menge an Bier. Wenn doch nur alle Sachen im Leben so linear und kausal wären.

    Malzrohre

    Das kleine Malzrohr sitzt dann tiefer im Braumeisterkessel und der Füllstand ist wesentlich geringer.

    Aufsicht

    Klingt erstmal unspektakulär, isses auch. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem der menschliche Faktor ins Spiel kommt. Statistiken belegen, dass je nach Branche (Luftfahrt, Medizin, etc.) zwischen 80 und 90% der Unglücke durch menschliches Fehlverhalten ausgelöst werden. Okay durch Fehler am Sudkessel fällt jetzt keine 747 vom Himmel und man findet auch keine Gefäßklemme nach 3 Monaten im Unterleib, aber blöd kann‘s im Kleinen dennoch werden.

    Mein konkretes menschliches Versagen bestand darin, dass ich das Malz in den Kessel gekippt habe ohne vorher den Filterboden einzulegen. Das muss man sich so vorstellen, wie wenn man das Kaffeepulver in die gute alte Filtermaschine kippt, ohne vorher einen Kaffeefilter rein getan zu haben. Nach dem „Oh Shit“ Moment und der steigenden Pulsfrequenz folgte das mühselige und ungeplante Saubermachen. Statt einem Löffel Kaffeepulver waren es 2,1 kg Malz und das Wasser war auch schon im Kessel drin und rund 65° heiß. Also die ganze Sch**** aufwendig in Eimer gekippt, grummelnd den Braumeister sauber gemacht um den zweiten Versuch starten zu können. Inzwischen war dann das geschrotete Malz im Wasser gequollen und die ganze Pampe hat sich wie Haferschleim umfüllen lassen.

    Ab dann wurde es wieder entspannt und 3,5 Stunden später waren 9 Liter Würze mit 12,5° Plato im Gäreimer. Hmm, was weiß gar nicht, was ich hätte schreiben sollen, wenn ich das am Anfang nicht verkackt hätte. Naja Fazit ist, dass auch das 10 Liter Malzrohr einwandfrei funktioniert und man auch mal an einem fortgeschrittenen Nachmittag einen kleinen Sud einschieben kann.

    Ach ja … das Bier. Ein sommerliches Pale mit 2 Hopfensorten, die ich beide noch nicht verwendet habe. Mandarina Bavaria und Mistral. Erster wird von der Hälfte der Brauer und (Craft)Biertrinker hochgelobt und von der anderen Hälfte als enttäuschend abgestempelt. Das Mandarina IPA von Alex Himburg vom (ehemaligen) Braukunstkeller ist damit gehopft.

    Wie der Name schon vermuten lässt, ist dies ein Aromahopfen aus Bayern, der Mandarinenaromen erzeugen soll. Diesen Hopfen gibt es seit ungefähr 4-5 Jahren auf dem Markt und er stammt aus dem bayerischen Hüll in der Hallertau.

    Mistral ist eine relativ junge französische Hopfensorte. Im Vergleich zu Deutschland oder den USA ist Frankreich kein traditionelles Hopfenanbauland. Dennoch hat man scheinbar in den letzten Jahren ein paar Chardonnay Reben umgepflügt und Hopfen dafür angebaut. Seit kurzem kommen einige Aromasorten wie Aramis, Strisselspalter oder Triskel hierher. Ersten habe ich im A4 Pale Ale eingesetzt.

    Hier noch das Rezept:

    Ausschlagmenge: 9l
    Stammwürze: 12.1°P
    Alkohol: 5.1%vol
    Bittere: 30IBU
    Farbe: 11EBC

    Schüttung:
    1200g Pale Ale Malz (57%)
    400g Pilsner Malz (19%)
    200g Weizenmalz hell (10%)
    200g Münchner Malz Typ II (10%)
    100g Karamellmalz Hell (5%)

    Wasser:
    Hauptguss: 11l
    Nachguss: 1.5l

    Maische:
    2100g Schüttung Einmaischen in 11 Liter Wasser mit 63°C ergibt 62°C. 20 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 67°C. 50 Minuten Rast.
    Abmaischen wenn Jodnormal

    Hopfen:
    8g Mandarina Bavaria Pellets 7.7%a zur Vorderwürze, 75min Kochen
    6g Mandarina Bavaria Pellets 7.7%a 10min Kochen
    6g Mistral Pellets 5.4%a 10min Kochen

    Hefe:
    Fermentis Safale US-05, Gärung bei 19.5°C


  4. Die nächste Evolutionsstufe

    Mai 13, 2016 by Heiko

    Seit längerem treibt mich der Gedanke um, wie ich die zeit- und arbeitsintensiven Vorgänge beim Brauen teilweise automatisieren kann. Rührwerk, Pumpen, Brausteuerung sind dann die Begriffe, die einem dann zunächst in den Sinn kommen. Das ist irgendwie die logische Konsequenz und vermutlich die nächste Evolutionsstufe beim Hobbybrauen.

    Ich braue mittlerweile seit ca. 3,5 Jahren und habe im Laufe der Zeit unterschiedliche Anlagengrößen gebaut und immer wieder verändert. Das macht auch nach wie vor Spaß, aber im Laufe der Zeit verschiebt sich der Fokus beim Brauen. Da will man da nicht mehr jedes Mal stundenlang selbst rühren, aufwendig umfüllen oder Töpfe und Thermobehälter durch die Gegend hieven. Ausserdem ist’s nach einem ganzen Brautag mit dem Rücken manchmal nicht zum Besten bestellt und das dämpft dann den Spaß erheblich.

    Mittlerweile möchte ich mich meist lieber auf die Rezeptentwicklung fokussieren und auch die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse weiter verbessern. Außerdem ist es wünschenswert, Sude auch mal an Tagen mit weniger Zeitbudget realisieren zu können, in dem man einige Prozessschritte halb- oder ganz automatisiert ablaufen lassen kann. Vor Allem, wenn man alleine oder mit anderen Hobbybrauern braut, die bereits selbst Erfahrung haben und nicht zum 1.000sten Mal in der Maische rumrühren wollen und sich ärgern, wenn die Maische mal wieder überheizt.

    Oha „Nachtigall, ick hör dir trapsen“.!? Der Holzlöffel schwingende Craftbrewer wird zum seelenlosen Automatenbierbrauer? Das ist natürlich Bullshit. Neben der geringen Produktionsmenge machen vor Allem die Rezepte, die Ideen, der Abwechslungsreichtum und natürlich die Liebe zum Produkt das Bier zum „Craft“ Produkt und nicht, ob ich einen Knopf drücke, um die Würze von A nach B zu pumpen.

    Ich hatte schon relativ weit fortgeschrittene Pläne für die Aufrüstung meiner Anlage und schon eine umfangreiche Teileliste (neue Hendi 3,5 KW Induktionsplatte, neues gelasertes Rührwerk inkl. Motor und Drehzahlregler, eine Novax Würzepumpe, eine auf Raspberry PI oder Arduino basierende Brausteuerung (wie diese oder diese), dazu allerhand neue Peripherieteile Schläuche, Hähne, Anschlüsse, Kabel etc.) zusammengestellt. Die vorläufige Kostenschätzung lag bei ca. 800 – 1.000 €.

    Am Freitag, den 06. Mai hatte ich dann ein Aha Erlebnis. Ich hatte die Gelegenheit, bei der Einweihung von Marcos neuem Braumeister 10 von Speidel dabei zu sein. Ich kenne das Gerät schon seit Jahren. Es erfreut sich (in verschiedenen Größen) großer Beliebtheit bei Hobbybrauern. Beim Brauen mit Oli Wesseloh in Hamburg haben wir auf einer 50 Liter Variante gearbeitet. Selbst damit gearbeitet und all seine Features im Detail betrachtet hatte ich noch nicht. Am Freitag war es dann soweit und ich habe mich dabei ein kleines bisschen in dieses Gerät verliebt muss ich sagen. Es ist hochwertig verarbeitet, technisch intelligent konstruiert und bietet hohen Komfort beim Brauen. Ein solcher „Braumeister“ ist eine Kompaktlösung, die die sonst häufig als 2 oder 3 Geräte Sudwerke (Maischebottich, Läuterbottich, Sudpfanne) umgesetztem (Hobby)Brauanlagen in einem Gerät zu vereinen. Ferner hat es denn Vorteil, dass ich mein Auto nicht bis unters Dach zuladen muss, wenn ich mal außer Haus brauen möchte.

    Lange Rede, kurzer Sinn. Nach verhältnismäßig kurzem Überlegen lief mir dann zufällig ein Angebot über den Weg. „Speidel Braumeister 20 Ausstellungsstück, neu und ungebraucht mit allen Herstellerunterlagen, volle 2 Jahre Garantie von einem gewerblichen Anbieter.“ Preis 1.300 statt knapp 1.600 €. Das musste Schicksal sein. 😉 Nach einer Nacht zum „Überschlafen“ habe ich dann am Sonntag zugeschlagen. Viel Geld … sicherlich, aber wenn man überlegt, was andere für das Equipment ihrer Hobbies wie Mountainbiken, Motorradfahren, Fotografieren, Musik machen, etc. ausgeben, dann relativiert sich das. Also Arschbacken zusammenkneifen … einen Klick und einige Tage später:

    Zugegen, dass das Ding einfach vor der Haustür stand als ich von der Arbeit kam, fand ich dann nicht so geil von DHL muss ich sagen. Naja die kurzzeitige Verärgerung ist dann relativ schnell durch die Endorphinausschüttung überlagert worden. Dämlich grinsend habe ich das gute Stück dann im Braukeller ausgepackt.

    Ich kann den ersten Sud auf meinem Speidel Braumeister kaum erwarten. Naja, das Pfingstwochenende steht vor der Tür und die sommerlichen Temperaturen sollen deutlich zurückgehen … wieder ein Zeichen. 😉

     


  5. Brüdenhaube

    Dezember 8, 2015 by Heiko

    Brauen und Bauen sind ja bekanntlich beinahe unzertrennlich verbunden. Über das Hobbybrauerforum konnte ich von Simon aus Österreich einen laser-geschnittenen Bausatz für eine Brüdenhaube ergattern.

    Brüden? Das sind die Dämpfe, die während des Hopfenkochens aus der Sudpfanne entweichen und den Raum in eine Sauna verwandeln. Warum also nicht einfach einen Deckel drauf? Ganz einfach. Das Ausdampfen ist erwünscht und wichtiger Prozessbestandteil. Neben der Zunahme der Würzekonzentration durch Verdampfen von Wasser werden auf diese Weise unerwünschte Stoffe, die man später nicht im fertigen Bier haben möchte, aus der Würze ausgetrieben.

    Eine Lösung zum gezielten Abführen dieser Brüden ist eine eigens dafür konzipierte Haube. Hobbybrauer sind hierbei sehr erfinderisch. Umgedrehte Edelstahlgrills, Lampenschirme eines bekannten schwedischen Möbelhauses, Salatschüsseln, etc. müssen dafür schon mal herhalten. Umso glücklicher war ich, als ich mich an einer Sammelbestellung für einen passenden Haubenbausatz für meine 70 Liter Sudpfanne beteiligen konnte. Die Teile kamen dann fertig gelasert per Paket.

    01_teile

    Nachdem ich motiviert und optimistisch an den Zusammenbau gegangen bin, habe ich nach gut der Hälfte das Ding erstmal entnervt in die Ecke gefeuert. Manuelles Biegen von Edelastahl in eine Rundform, fitzeliges zusammenfriemeln von Minischrauben und scharfe Metallkanten haben mir nach 2 Stunden dann erstmal die Laune verdorben.

    Nach einer Woche Abstand habe ich das Ding dann fertig gestellt. Soviel Blutverlust hatte ich das letzte Mal, als mein Schädel Bekanntschaft mit einem Dachziegel gemacht hat. 😉

     

    Ausprobieren werde ich sie allerdings erst im Frühjahr, da ich erst dann wieder auf der großen Anlage brauen werde.

    Foto-08.12-2321

    Das Endergebnis!

    Nächstes Projekt: Umbau einer ausrangierten Spülmaschine zur Flaschenspülmaschine.


  6. 2,5 Jahre Fermentus

    Juli 24, 2015 by Heiko

    40 Sude sind es seitdem geworden. Nr. 41 („Easy Summer Wheat“), 42 (Norddeutsches Pilsener) und 43 („Helles Höpfchen“ Pale Lager) sind für die nächsten Wochen bereits in Planung.

    2_Jahre_Fermentus


  7. Sud Nr. 40 – Fermentus Grätzer

    Juli 7, 2015 by Heiko

    Ein Brautag am heißesten Tag des Jahres

    rueckblickLetzten Samstag habe ich zusammen mit Marco (entgegen jeglichen gesunden Menschenverstands) bei fast 40°C im Schatten unser seit längerem geplantes polnisches Grätzer gebraut. Während der deutsche Standard-Pils- oder Weizenbiertrinker bereits beim Hören der  Bierstile „India Pale Ale“, „Belgian Triple“ oder „Russian Imperial Stout“ aussteigt, wird sich sogar manch bewanderter Biertrinker fragen:

    „WTF ist ein Grätzer? Klingt eher wie eine juckende parasitäre Hautkrankheit.!?“

    Grätzer …

    … ist zunächst vereinfacht gesagt ein leichtes helles Weizenbier mit Raucharoma. Darunter kann man sich schon mal etwas mehr vorstellen.

    Der Bierstil geht zurück auf ein regionales Bier, das in und um die (heute) polnische Stadt Grodzisk Wielkopolski (zu Deutsch „Grätz“) bereits vor rund 700 Jahren gebraut wurde und der Stadt überregionale Bekanntheit verlieh.
    Es wurde traditionell mit einer niedrigen Stammwürze (also sehr leicht) eingebraut, so dass das fertige Bier lediglich 2-3 Volumenprozent Alkohol hatte. Zum Einsatz kam über Eichenholz geräuchertes Weizenmalz, das dem Bier eine deutliche rauchige Note verlieh. Ferner wurde damals (wohl vorwiegend aus verfahrenstechnischen Gründen) über Weidenrinde geläutert. Dies brachte neben zusätzlichen Bitterstoffen, auch aus der Rinde gelöste Acetylsalicylsäure ins Bier. Wir kennen Acetylsalicylsäure (ASS) als Hauptwirkstoff von Aspirin. Das Bier war somit zum einen leicht und bekömmlich und hatte darüber hinaus neben seiner isotonischen Zusammensetzung auch eine durchblutungsfördernde und leicht schmerzstillende Wirkung. Daher wurde es wohl auch damals von den Ärzten als gesundheitsförderlicher Trunk empfohlen.

    Nach mehr und weniger großen Schwankungen über die Jahrhunderte erreichte das Grätzer seinen Beliebtheitszenit wohl ca. 1890 bis 1910. Danach nahm die Bedeutung und auch die Nachfrage nach dem Grätzer Bier sukzessiv ab. Dies und mündet in den 1960er Jahren in der Schließung der letzten traditionellen Grätzer Brauerei. Durch die Renaissance handgemachter Biere und nicht zuletzt auch durch den Hobbybrauer Boom in den letzten Jahren, werden viele historische Bierstile wiederentdeckt. So auch das Grätzer. Marco brachte mich auf die Idee, gemeinsam einen solchen Versuch zu starten.

    Pionierarbeit haben bereits zwei andere Hobbybrauer (Rene und Moritz) hier geleistet. Moritz hat zusätzlich einen tollen Artikel („Grätzer selbstgebraut“) für das Braumagazin geschrieben und Jürgen Knoke hat darüber hinaus in der selben Ausgabe den historischen Bierstil beleuchtet, siehe hier.

    Maßgeblich Angelehnt an diese Erfahrungen und ein paar Recherchen habe ich letztendlich das folgende Rezept zusammengestellt:

    Rezept:

    Ausschlagmenge: 20l
    Stammwürze: 8.6°P
    Alkohol: 3.0%vol
    Bittere: 22IBU
    Farbe: 6EBC

    Schüttung:
    1800g Eichenrauch-Weizenmalz (100%)

    Wasser:
    Hauptguss: 16l
    Nachguss: 10l

    Maische:
    1800g Schüttung Einmaischen in 3.5 Liter Wasser mit 38°C. 30 Minuten Rast.
    1.7 Liter Wasser mit 95°C zugeben ergibt 52°C. 40 Minuten Rast.
    5.9 Liter Wasser mit 95°C zugeben ergibt 72°C. 30 Minuten Rast.
    4.5 Liter Wasser mit 95°C zugeben ergibt 78°C. 0 Minuten Rast.
    Abmaischen wenn Jodnormal

    Hopfen:
    25g Polnischer Lubelski 3.6%a 65min Kochen
    25g Polnischer Lubelski 3.6%a 10min Kochen

    Hefe:
    Fermentis Safbrew S-33 und Fermentis Safbrew T-58, Gärung bei 16°C

    Warum zwei Hefen?

    Die S-33 Hefe ist für einen niedrigen Vergärungsgrad bekannt. D.h. einen Teil der in der Würze enthaltenen Zuckerarten kann Sie nicht verstoffwechseln. Mit ihr habe ich die Würze am 05.07. bei 16°C angestellt. Die Gärung kam nach ca. 8 Stunden an und durfte zunächst 48 Stunden arbeiten. Danach war der Extraktgehalt von ursprünglich 8,3° auf 3,5° Plato von der Hefe vergoren.

    s33_t58

    Zu diesem Zeitpunkt habe ich das entstehende Jungbier zusätzlich mit frischer T-58 Hefe geimpft. Die T-58 Hefe hat einen höheren Endvergärungsgrad als die S-33. D.h. die T-58 Hefe kann auch Zuckerarten in Alkohol umwandeln, die die S-33 liegen lässt. Dies führt dazu, dass das Geschmacksprofil der ersten Hefe erhalten bleibt. aber dennoch ein (für die S-33) untypischer höherer Vergärungsgrad erzielt werden kann.

    Der Brautag

    Neben den unmenschlichen Temperaturen lief der Brautag (erwartet) unkonventionell ab und war zu großen Teilen durch Improvisation geprägt. Bei dem von uns eingesetzten Verfahren handelte es sich um eine aufsteigende Infusion als Bottichmaische. Das bedeutet, dass der Maischevorgang in einem isolierten Thermobehälter stattfindet und die Temperatursteigerungen nicht durch aktives Erhitzen der Maische mit einem Kocher, sondern durch Zubrühen von heißem Wasser erreicht werden.

    Soweit die Theorie. In der Praxis haben die geplanten Mischverhältnisse nicht genau hingehauen und wir landeten verlässlich und reproduzierbar unterhalb der gewünschten Zieltemperatur. Zu Beginn haben wir das durch zusätzliches heißes Wasser kompensiert. Gegen Ende mussten wir dann durch Entnahme einer Dünnmaische aus dem Maischebottich, die wir dann erhitzt und wieder zugebrüht haben, arbeiten. Wir haben also der letzten Raststufe durch eine zusätzliche Dekoktion auf die Sprünge geholfen. Alles in allem etwas hektisch und improvisiert, aber im Großen und Ganzen haben wir mit z.T. deutlich verlängerten Rastzeiten dann doch irgendwie das geplante Maischeprogramm durchgezogen.

    Läutern

    Durch den Einsatz von 100% Weizenmalz versprach das Läutern katastrophal zu werden. Weshalb? Weizen ist ein spelzenloses Getreide, d.h. im Vegleich zu Gerstenmalz besitzt es keine Kornhäute um den Stärkekörper. Diese Kornhäute sind die Spelzen und diejenigen, die beim Läutern die eigentliche Filterfunktion übernehmen. Dadurch ist bei 100% Weizenschüttungen eine pampig-schleimige Maische zu erwarten, die ein miserables Filterverhalten hat. Einige andere Hobbybrauer haben bereits mit der Zugabe von Reis- oder Dinkelspelzen als Läuterhilfe experimentiert. Zweitere schwimmen allerdings oben auf, so dass kein Absetzen und somit kein Filtereffekt zustande kommt. Daher habe ich am Vorabend 1kg Gerstenmalz in einem Kochtopf  gemaischt und „Treber produziert“. Die entstandene Würze habe ich als Nahrung für zukünftige Hefestarter eingefroren und die ausgelaugten Gerstenspelzen haben wir zum Läutern in die Weizenmaische gegeben. Und siehe da … das Läutern lief reibungslos ohne Abbrüche, Aufhacken des Treberkuchens oder ähnliches.

    Trotz unfallfreiem Läutern und mehrmaligem Aufgießen der trüben Vorderwürze habe ich noch nie eine so trübe und grau-gelbliche Brühe beim Brauen gesehen. Dreckiges Putzwasser war eine von vielen Assoziationen, die wir angesichts dieser trüben Suppe hatten.

    Truebe Würze

    Sinkender Würzestand mit Hopfen Trubkegel

    Aber naja. Unsere Hoffnung ruht auf der „Hausenblase“. Aber dazu gleich mehr.

    Mit etwas geringerer Ausschlagmenge, aber dennoch ganz zufrieden haben wir das „Putzwasser“ dann auf den Gaskocher gestellt. Bei ca. 50°C + x Außentemperatur in der Sonne war das Aufheizen der Würze und das wallende Kochen ein Kinderspiel. Zwei Gaben polnischer Lubelski Hopfen und 80 Minuten später waren dann ca. 12 Liter Würze im Gäreimer.

    Ach ja … die Hausenblase

    Beim Brauen der traditionellen Rezepte muss es wohl den Brauern ähnlich ergangen sein und auch deren Würze sah wohl eher wie eine milchige Plörre aus. Schon damals wusste man vermutlich, dass das Protein Kollagen eine klärende Wirkung auf trübstoffhaltige Flüssigkeiten hat. Kollagen geht Verbindungen mit in Flüssigkeiten gelösten Gerbstoffen ein. Diese Verbindungen sind schwerer als die umgebende Flüssigkeit. und sinken daher zu Boden. Auf dem Weg dorthin werden zusätzliche Trübstoffe „mitgenommen“ und die Flüssigkeit erfährt eine deutliche Klärung.

    Die „Hausenblase“ selbst ist die Schwimmblase des Hausenfischs. Der Hausen ist besser bekannt als „Beluga Stör“ und eher für seinen exklusiven Rogen den Belugakaviar berühmt. Wie auch immer … die Hausenblase besteht zum Großteil aus natürlichem Kollagen und erfüllt daher das Anforderungsprofil für unser Einsatzgebiet. Diese gibt es neutral und lebensmittelrein aufbereitet im Fachhandel für Weinbau.

    „Klingt irgendwie ekelhaft“ werden die meisten jetzt wohl sagen. Ein dünnes Weizen, dass nach Räucherschinken und Fisch schmeckt. Naja weit gefehlt. Klär- und Filtermittel sind im Weinbau und beim Bierbrauen Usus und man kann selten von Glück sagen, dass (wie hier) natürliche Stoffe zum Einsatz kommen. Wer den Marketing Mythos „Reinheitsgebot“ mal entzaubern möchte kann z.B. mal hier nachlesen, oder hier schauen, was alles ins gute Industriebier rein darf, um immer noch nach dem Reinheitsgebot gebraut zu sein. Als der fürsorgliche Herzog Wilhelm IV von Bayern 1516 an das Reinheitsgebot dachte, hat er mitnichten an Schönungsmittel wie Polyvinylpyprrolidon, asbestbasierte Filtrationsmittel oder an mit Hilfe von Methylenchlorid oder Trichloräthylen gelöste Hopfenextrakte, wie sie heute in fast jedem industriell auf die Spitze getriebenen Brauprozess zur Anwendung kommen, gedacht. Aber das soll hier gar nicht weiter thematisiert werden. Ich fasse zusammen. Trübes Jungbier + Hausenblase = Klares Jungbier.

    UPDATE vom 18.07.2015

    Nach der Zugabe von 2 Gramm Hausenblasepulver auf 13 Liter Jungbier habe ich eine Probe entnommen und in ein Glasfläschchen gefüllt.  5 Tage Geduld bewirken dies hier. Schon erstaunlich:

    vorher_nachher

    Vorher – Nachher

    Besondere Erwähnung …

    … verdienen die ausgefallenen Biere, die Marco zur Verkostung an unserem Brautag mitgebracht hat. Ich führe sie mal hier auf:

    Brauerei: Against the Grain
    Bier: Kamen Knuddeln – Dark Sour Ale
    Herkunft: Louisville, Kentucky, USA
    Link: Klick

    Brauerei: Port Brewing
    Bier: Shark Attack – Double Red Ale
    Herkunft: San Marcos, California, USA
    Link: Klick

    Brauerei: Brasserie Lepers
    Bier: L’Angelus Bière de Froment – Bière de Garde
    Herkunft: La Chapelle-d’Armentières, Frankreich
    Link: Klick oder Klick

    Brauerei: Buddelship Hamburg
    Bier: Spider Monkey – Coffee IPA
    Herkunft: Hamburg, Deutschland
    Link: Klick oder Klick

    Brauerei: Westbrook Brewing Co.
    Bier: Lichtenhainer – Pale Sour Smokey Wheat Ale
    Herkunft: Mount Pleasant, South Carolina, USA
    Link: Klick

    Jedes für sich verdammt spannend, wenn auch nicht in jedem Fall im überschwänglich positiven Sinne. So fanden z.B. nur wenige Schlucke des Lichtenhainers den Weg in unsere durstigen Kehlen. 😉 Marco hat den Bierstil nochmal beim BJCP nachgeschlagen und fand folgende Beschreibung:

    „Smoke and sour is an unusual combination that is not for everyone“

    Wie wahr, wie wahr. 😉


  8. Weihnachtswichteln der Hobbybrauer 2014

    Dezember 10, 2014 by Heiko

    Auch in diesem Jahr pflegen die Hobbybrauer den wunderschönen Brauch, sich gegenseitg mit Wichtelgeschenken zu beglücken. Auch dieses Mal nehme ich daran teil und hoffe ich habe mehr Glück mit meinem Wichtelpartner als 2013. Ich habe heute ein Päckchen mit 6 Bieren aus diesem Jahr gepackt. Auch dieses Jahr geht es nach Baden-Württemberg, aber dieses Mal nach Teningen rund 20 Kilometer nördlich von Freiburg im Breisgau. Diese Biere habe ich auf die Reise geschickt. (Das Norddeutsche Helle ganz links hat’s aus Platzgründen nicht mehr in Paket geschafft und landet stattdessen bei mir in Glas.)

    Wichtelbiere 2014

    Morgen geht’s auf die Reise per DHL und ich freue mich auf mein Paket.

    to be continued …

    UPDATE vom 17.01.2015

    Auch wenn Weihnachten schon wieder ein paar Wochen vorbei ist, hat das ja keinen Einfluss auf die Verkostung der Wichtelbiere. Gestern Abend habe ich endlich das weihnachtliche Gewürzbier von meinem Wichtelpartner Sven verkostet.

    Hier ist mein Verkostungsbericht im Hobbybrfauerfoum zu lesen:

    http://hobbybrauer.de/forum/viewtopic.php?p=24098#p24098

    Und hier noch zwei Bilder:

     

     


  9. Sud Nr. 29 Rotbier und Sud. Nr. 30 Schumacher Alt „Clone“

    November 16, 2014 by Heiko

    Am 15.11. war es das letzte Mal für die Open Air Saison 2014 soweit. Ein abschließender Doppelsud mit einem untergärigen Rotbier und einem Düsseldorfer Alt.
    Außerdem auch dieses Mal eine Premiere. Der neue „dezente“ Ablasshahn an der 70 Liter Sudpfanne feierte Premiere.

    Dieser mag sicherlich auf den ersten Blick etwas überdimensioniert daherkommen. (Jesco hat ihn „dicke Berta“ und „Wotan“ genannt), aber wenn da 50 Liter dickflüssige Maische problemlos durchlaufen sollen, dann darf’s dann doch ein bisschen „mehr sein“. Die Arbeitserleichterung ist enorm. Statt mühsames und umständliches Umschöpfen einfach Ventil auf, 10 Sekunden und fertig. Hier gibt’s nochmal die Einzelteilliste vor der Schweißarbeit zu sehen.

    So sieht der aktuelle Aufbau der Anlage aus:

    04

    Links: Thermoport beim Läutern von Sud 1, Mitte: Einkocher zum Erhitzen des Nachguss‘, Rechts: Sudkessel mit Rühwerk beim Maischen von Sud 2

    Nun aber zu den Bieren. Ein Rotbier ist ein alter Bierstil, der ursprünglich in Franken kreiert und gebraut wurde, allerdings heute in der Bierlandschaft nicht (mehr) sonderlich verbreitet sind. Es handelt sich um ein untergäriges Bier, das mit stärker gedarrten Gerstenmalzen eingebraut wird, die dem Bier eine rotbraune Farbe und einen malzigen Charakter verliehen. Deutsche Edelhopfen geben dem Bier eine aromatische Note. Ich finde es hat Ähnlichkeit mit einem Ur-Märzen, allerdings bis auf das Hopfenaroma, das beim Märzen fast gänzlich fehlt. Das kommt hier etwas mehr zur Geltung. Bei uns darf’s ja sowieso immer ein bisschen Hopfen mehr sein.

    Das Düsseldorfer Alt wird eine „Hommage“ an die leckeren Biere der Schumacher Brauerei in Düsseldorf. Ein Kollege aus dem Hobbybrauerforum hat an einem „Schumacher Clone“ Rezept getüftelt, das hier zu finden ist. Das habe ich mir als Vorlage genommen, um unsere Version zu brauen.

    Eine Besonderheit gibt’s noch. Wir haben deutsche Hopfen aus der 2013er Ernete verwendet. Da der Sommer und somit die Ernte 2013 eher schlecht waren, haben die meisten Hopfensorten eine deutlich geringere Menge an Alphasäuren und Aromaölen. Dadurch erhöhen sich die notwenigen Mengen deutlich und es kommt dann schon mal sowas hier zustande.

    05

    1/2 Pfund Hopfen ist schon mal eine Ansage.

    Hier noch die Rezepte wie immer:

    Rezept „Fermentus Rotbier“

    Ausschlagmenge: 45l
    Stammwürze: 12.9°P
    Alkohol: 5.3%vol
    Bittere: 29IBU
    Farbe: 20EBC

    Schüttung:
    6600g Pilsner Malz (75%)
    1500g RedX (17%)
    700g Melanoidinmalz (8%)
    0g Caramelmalz Amber (0%)

    Wasser:
    Hauptguss: 30l
    Nachguss: 27l

    Maische:
    8800g Schüttung Einmaischen in 30 Liter Wasser mit 45°C.
    Aufheizen auf 55°C. 10 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 62°C. 60 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 66°C. 15 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 72°C. 15 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 78°C.
    Abmaischen wenn Jodnormal

    Hopfen:
    20g Perle Pellets 7%a zur Vorderwürze, 90min Kochen
    30g Perle Pellets 7%a 75min Kochen
    25g Saphir Pellets 2.9%a 40min Kochen
    20g Saazer Pellets 3%a 15min Kochen
    20g Saphir Pellets 2.9%a in den Whirlpool
    20g Perle Pellets 7%a in den Whirlpool
    20g Saazer Pellets 3%a in den Whirlpool

    Hefe:
    Licher Brauereihefe

    und

    Rezept „Fermentus Shoemaker Tribute“

    Ausschlagmenge: 23l
    Stammwürze: 13.7°P
    Alkohol: 5.2%vol
    Bittere: 41IBU
    Farbe: 42EBC

    Schüttung:
    3000g Münchner Malz Typ I (58%)
    1600g Wiener Malz (31%)
    500g Caramelmalz dunkel Typ I (10%)
    40g Röstmalz Spezial Typ II (1%)

    Wasser:
    Hauptguss: 21l
    Nachguss: 10.3l

    Maische:
    5140g Schüttung Einmaischen in 21 Liter Wasser mit 57°C. 10 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 63°C. 60 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 73°C. 20 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 78°C. 5 Minuten Rast.
    Abmaischen wenn Jodnormal

    Hopfen:
    50g Hallertauer Mittelfrüher Pellets 3%a zur Vorderwürze, 90min Kochen
    30g Tettnanger Pellets 6%a 70min Kochen
    15g Tettnanger Pellets 6%a 10min Kochen

    Hefe:
    Brewferm Top, Gärung bei 20°C

    Kommentar:
    Röstmalz erst nach Ende der Maltoserast hinzufügen!

    UPDATE:

    Abfüllen am 06.12.2014


  10. „Das braut sich was zusammen …“

    Februar 22, 2014 by Heiko

    In den letzten 3 Monaten war ich fleißig. Die Grillsaison kann beginnen …

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