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Posts Tagged ‘Speidel’

  1. Sud Nr. 60 – M2 Pale Ale

    Juni 15, 2016 by Heiko

    Ich habe die zeitlich ausgedehnten Brautage zwar immer genossen, aber man musste (vor Allem bei aufwendigen Rezepten) immer zeitig anfangen, um nicht zur Tagesschau noch am Kessel zu stehen oder nicht zumindest noch am Schrubben zu sein. Seit der Speidel Braumeister im Spiel ist, kann man ein Rezept auch gerne an einem bereits angebrochenen Nachmittag durchziehen. Je einfacher das Rezept, desto schneller. Da es am Sonntag fast den ganzen Tag in Ströhöömen geregnet hat, habe ich um 13.00 Uhr kurzerhand beschlossen ein kleines aber (hoffentlich) feines Pale Ale dazwischen zu schieben. Schließlich wartete ja auch noch das verkürzte Malzrohr auf seine erste Bewährungsprobe. „Verkürztes Malzrohr“ bedeutet, dass man im 20 Liter Braumeister auch 10 Liter Sude brauen kann und als „Belohnung“ einen schnuckeligen und handlichen Kasten als Ausschlagmenge hat.

    Hier ist der Unterschied zwischen den beiden Modellen zu sehen. In das kleine Malzrohr passt schlichtweg die Hälfte der Menge an Malz und Wasser und raus kommt die Hälfte der Menge an Bier. Wenn doch nur alle Sachen im Leben so linear und kausal wären.

    Malzrohre

    Das kleine Malzrohr sitzt dann tiefer im Braumeisterkessel und der Füllstand ist wesentlich geringer.

    Aufsicht

    Klingt erstmal unspektakulär, isses auch. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem der menschliche Faktor ins Spiel kommt. Statistiken belegen, dass je nach Branche (Luftfahrt, Medizin, etc.) zwischen 80 und 90% der Unglücke durch menschliches Fehlverhalten ausgelöst werden. Okay durch Fehler am Sudkessel fällt jetzt keine 747 vom Himmel und man findet auch keine Gefäßklemme nach 3 Monaten im Unterleib, aber blöd kann‘s im Kleinen dennoch werden.

    Mein konkretes menschliches Versagen bestand darin, dass ich das Malz in den Kessel gekippt habe ohne vorher den Filterboden einzulegen. Das muss man sich so vorstellen, wie wenn man das Kaffeepulver in die gute alte Filtermaschine kippt, ohne vorher einen Kaffeefilter rein getan zu haben. Nach dem „Oh Shit“ Moment und der steigenden Pulsfrequenz folgte das mühselige und ungeplante Saubermachen. Statt einem Löffel Kaffeepulver waren es 2,1 kg Malz und das Wasser war auch schon im Kessel drin und rund 65° heiß. Also die ganze Sch**** aufwendig in Eimer gekippt, grummelnd den Braumeister sauber gemacht um den zweiten Versuch starten zu können. Inzwischen war dann das geschrotete Malz im Wasser gequollen und die ganze Pampe hat sich wie Haferschleim umfüllen lassen.

    Ab dann wurde es wieder entspannt und 3,5 Stunden später waren 9 Liter Würze mit 12,5° Plato im Gäreimer. Hmm, was weiß gar nicht, was ich hätte schreiben sollen, wenn ich das am Anfang nicht verkackt hätte. Naja Fazit ist, dass auch das 10 Liter Malzrohr einwandfrei funktioniert und man auch mal an einem fortgeschrittenen Nachmittag einen kleinen Sud einschieben kann.

    Ach ja … das Bier. Ein sommerliches Pale mit 2 Hopfensorten, die ich beide noch nicht verwendet habe. Mandarina Bavaria und Mistral. Erster wird von der Hälfte der Brauer und (Craft)Biertrinker hochgelobt und von der anderen Hälfte als enttäuschend abgestempelt. Das Mandarina IPA von Alex Himburg vom (ehemaligen) Braukunstkeller ist damit gehopft.

    Wie der Name schon vermuten lässt, ist dies ein Aromahopfen aus Bayern, der Mandarinenaromen erzeugen soll. Diesen Hopfen gibt es seit ungefähr 4-5 Jahren auf dem Markt und er stammt aus dem bayerischen Hüll in der Hallertau.

    Mistral ist eine relativ junge französische Hopfensorte. Im Vergleich zu Deutschland oder den USA ist Frankreich kein traditionelles Hopfenanbauland. Dennoch hat man scheinbar in den letzten Jahren ein paar Chardonnay Reben umgepflügt und Hopfen dafür angebaut. Seit kurzem kommen einige Aromasorten wie Aramis, Strisselspalter oder Triskel hierher. Ersten habe ich im A4 Pale Ale eingesetzt.

    Hier noch das Rezept:

    Ausschlagmenge: 9l
    Stammwürze: 12.1°P
    Alkohol: 5.1%vol
    Bittere: 30IBU
    Farbe: 11EBC

    Schüttung:
    1200g Pale Ale Malz (57%)
    400g Pilsner Malz (19%)
    200g Weizenmalz hell (10%)
    200g Münchner Malz Typ II (10%)
    100g Karamellmalz Hell (5%)

    Wasser:
    Hauptguss: 11l
    Nachguss: 1.5l

    Maische:
    2100g Schüttung Einmaischen in 11 Liter Wasser mit 63°C ergibt 62°C. 20 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 67°C. 50 Minuten Rast.
    Abmaischen wenn Jodnormal

    Hopfen:
    8g Mandarina Bavaria Pellets 7.7%a zur Vorderwürze, 75min Kochen
    6g Mandarina Bavaria Pellets 7.7%a 10min Kochen
    6g Mistral Pellets 5.4%a 10min Kochen

    Hefe:
    Fermentis Safale US-05, Gärung bei 19.5°C


  2. Sud Nr. 57 – „Max Musterbier“ Obergäriges Helles

    Mai 16, 2016 by Heiko

    Gestern habe ich meinen neuen Braumeister 20 von Speidel eingeweiht. Zum Anlass habe ich 20 Liter schlichtes und süffiges obergäriges Helles ausgewählt, das im Juli an der Geburtstagsfeier meiner Schwiegermama ausgeschenkt werden soll. Also keine Hopfen- oder Platoorgie, keine Nischen- oder Randgruppenbiere, keine Experimente. Einfach ein sommerliches, grillfleisch- und massenkompatibles obergäriges Helles. „Max Musterbier“ eben. 😉

    Aber neben dem Bier war ja an diesem Brautag ein anderer Hauptdarsteller im Fokus. Der Premierensud auf dem Speidel Braumeister hat wirklich richtig Spaß gemacht. Angesichts der großen Ungewissheit, wie effizient die Sudhausausbeute sein wird, habe ich bei der Rezeptplanung sehr konservativ kalkuliert. Auf meine anderen Anlagen und bei normal bis mittelstarken Biere lande ich im Durchschnitt bei knapp 70%. Für den Anfang habe ich dann mal vorsichtig mit 55% für den ersten Sud im Braumeister geplant, aber auch schon mal ein paar Tipps aus dem Hobbybrauerforum zusammengesucht. Am effektivsten erschien mir dabei im Vorfeld, das Malzrohr alle 15 Minuten um 90° zu drehen.

    bm_15052016-(7)

    Das Malzrohr im Braumeister mit eingefülltem Malzschrot.

    Dazu muss man wissen, dass das Gerät das Brauwasser bzw. die Würze zirkulierend durch ein Rohr pumpt in dem sich die verdichtete Malzsschicht befindet. Also ähnlich einer Siebträgermaschine zur Kaffeezubereitung, allerdings mit wesentlich niedrigerem Druck. Um nun die Stärkeauswaschung aus dem Malz zu verbessern, dreht man das Malzrohr gelegentlich und zwingt dadurch die Würze, andere Wege durch die Malzsschicht zu nehmen. Dies verhindert, dass sich Bereiche bilden, aus denen bis zum Ende des Maischevorgangs Stärkenester bleiben, die nicht wie geplant ausgewaschen werden.

    bm_15052016-(10)

    Der Speidel Braumeister pumpt die Würze von unten durch das Malzrohr, bis diese überschwappt und wieder nach unten in den Kreislauf zurück fliesst.

    Nach Ende des Maischens und dem Aufbringen der Nachgüsse zeichnete sich bereits ab, dass die Ausbeute besser als die veranschlagten 55% sein würden. Das Hopfenkochen übernimmt dann wieder der Braumeister und gibt ein Signal, wenn eine Hopfengabe fällig ist. Im Endeffekt genau wie früher, nur dass ich nicht mehrere Töpfe brauche oder die Maischepfanne schrubben muss, um dann die Würze darin zu kochen. Ausserdem brauche ich keine zusätzliche Heizquelle wie einen Hockerkocher oder die Induktionsplatte.


    Es duftet so herrlich nach feinem Hopfen. Schade, dass man das jetzt nicht riechen kann.

    Nach dem Hopfenkochen und -seihen waren es dann ca. 21,5 Liter mit 12,5° Plato statt lediglich 19 Liter. Das entspricht einer Ausbeute von rund 62%. Das ist absolut zufriedenstellend für den ersten Versuch.

    Hier noch einige Bilder vom Brautag:

    Und hier noch das Rezept:

    Rezept „Obergäriges Helles (Braumeister)“ (Blonde Ale)

    Ausschlagmenge: 21l
    Stammwürze: 12.5°P
    Alkohol: 5.1%vol
    Bittere: 25IBU
    Farbe: 10EBC

    Schüttung:
    2000g Pilsner Malz Böhmisch (43%)
    1300g Wiener Malz (28%)
    600g Pilsner Malz (13%)
    500g Weizenmalz hell (11%)
    300g Münchner Malz Typ II (6%)

    Zusätze:

    Wasser:
    Hauptguss: 23l
    Nachguss: 5,5l

    Maische:
    4700g Schüttung Einmaischen in 14.1 Liter Wasser mit 58°C ergibt 57°C. 5 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 62°C. 30 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 66°C. 15 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 72°C. 15 Minuten Rast.
    Abmaischen bei 78°C wenn Jodnormal

    Hopfen:
    8g Columbus/Tomahawk/Zeus (CTZ) Pellets 15.5%a 80min Kochen (16 IBU, 67%)
    28g Tettnanger Pellets 4.1%a 10min Kochen (9 IBU, 33%)

    Hefe:
    Danstar Nottingham Ale, Gärung bei 19.5°C

     


  3. Die nächste Evolutionsstufe

    Mai 13, 2016 by Heiko

    Seit längerem treibt mich der Gedanke um, wie ich die zeit- und arbeitsintensiven Vorgänge beim Brauen teilweise automatisieren kann. Rührwerk, Pumpen, Brausteuerung sind dann die Begriffe, die einem dann zunächst in den Sinn kommen. Das ist irgendwie die logische Konsequenz und vermutlich die nächste Evolutionsstufe beim Hobbybrauen.

    Ich braue mittlerweile seit ca. 3,5 Jahren und habe im Laufe der Zeit unterschiedliche Anlagengrößen gebaut und immer wieder verändert. Das macht auch nach wie vor Spaß, aber im Laufe der Zeit verschiebt sich der Fokus beim Brauen. Da will man da nicht mehr jedes Mal stundenlang selbst rühren, aufwendig umfüllen oder Töpfe und Thermobehälter durch die Gegend hieven. Ausserdem ist’s nach einem ganzen Brautag mit dem Rücken manchmal nicht zum Besten bestellt und das dämpft dann den Spaß erheblich.

    Mittlerweile möchte ich mich meist lieber auf die Rezeptentwicklung fokussieren und auch die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse weiter verbessern. Außerdem ist es wünschenswert, Sude auch mal an Tagen mit weniger Zeitbudget realisieren zu können, in dem man einige Prozessschritte halb- oder ganz automatisiert ablaufen lassen kann. Vor Allem, wenn man alleine oder mit anderen Hobbybrauern braut, die bereits selbst Erfahrung haben und nicht zum 1.000sten Mal in der Maische rumrühren wollen und sich ärgern, wenn die Maische mal wieder überheizt.

    Oha „Nachtigall, ick hör dir trapsen“.!? Der Holzlöffel schwingende Craftbrewer wird zum seelenlosen Automatenbierbrauer? Das ist natürlich Bullshit. Neben der geringen Produktionsmenge machen vor Allem die Rezepte, die Ideen, der Abwechslungsreichtum und natürlich die Liebe zum Produkt das Bier zum „Craft“ Produkt und nicht, ob ich einen Knopf drücke, um die Würze von A nach B zu pumpen.

    Ich hatte schon relativ weit fortgeschrittene Pläne für die Aufrüstung meiner Anlage und schon eine umfangreiche Teileliste (neue Hendi 3,5 KW Induktionsplatte, neues gelasertes Rührwerk inkl. Motor und Drehzahlregler, eine Novax Würzepumpe, eine auf Raspberry PI oder Arduino basierende Brausteuerung (wie diese oder diese), dazu allerhand neue Peripherieteile Schläuche, Hähne, Anschlüsse, Kabel etc.) zusammengestellt. Die vorläufige Kostenschätzung lag bei ca. 800 – 1.000 €.

    Am Freitag, den 06. Mai hatte ich dann ein Aha Erlebnis. Ich hatte die Gelegenheit, bei der Einweihung von Marcos neuem Braumeister 10 von Speidel dabei zu sein. Ich kenne das Gerät schon seit Jahren. Es erfreut sich (in verschiedenen Größen) großer Beliebtheit bei Hobbybrauern. Beim Brauen mit Oli Wesseloh in Hamburg haben wir auf einer 50 Liter Variante gearbeitet. Selbst damit gearbeitet und all seine Features im Detail betrachtet hatte ich noch nicht. Am Freitag war es dann soweit und ich habe mich dabei ein kleines bisschen in dieses Gerät verliebt muss ich sagen. Es ist hochwertig verarbeitet, technisch intelligent konstruiert und bietet hohen Komfort beim Brauen. Ein solcher „Braumeister“ ist eine Kompaktlösung, die die sonst häufig als 2 oder 3 Geräte Sudwerke (Maischebottich, Läuterbottich, Sudpfanne) umgesetztem (Hobby)Brauanlagen in einem Gerät zu vereinen. Ferner hat es denn Vorteil, dass ich mein Auto nicht bis unters Dach zuladen muss, wenn ich mal außer Haus brauen möchte.

    Lange Rede, kurzer Sinn. Nach verhältnismäßig kurzem Überlegen lief mir dann zufällig ein Angebot über den Weg. „Speidel Braumeister 20 Ausstellungsstück, neu und ungebraucht mit allen Herstellerunterlagen, volle 2 Jahre Garantie von einem gewerblichen Anbieter.“ Preis 1.300 statt knapp 1.600 €. Das musste Schicksal sein. 😉 Nach einer Nacht zum „Überschlafen“ habe ich dann am Sonntag zugeschlagen. Viel Geld … sicherlich, aber wenn man überlegt, was andere für das Equipment ihrer Hobbies wie Mountainbiken, Motorradfahren, Fotografieren, Musik machen, etc. ausgeben, dann relativiert sich das. Also Arschbacken zusammenkneifen … einen Klick und einige Tage später:

    Zugegen, dass das Ding einfach vor der Haustür stand als ich von der Arbeit kam, fand ich dann nicht so geil von DHL muss ich sagen. Naja die kurzzeitige Verärgerung ist dann relativ schnell durch die Endorphinausschüttung überlagert worden. Dämlich grinsend habe ich das gute Stück dann im Braukeller ausgepackt.

    Ich kann den ersten Sud auf meinem Speidel Braumeister kaum erwarten. Naja, das Pfingstwochenende steht vor der Tür und die sommerlichen Temperaturen sollen deutlich zurückgehen … wieder ein Zeichen. 😉