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Posts Tagged ‘Pils’

  1. Sud Nr. 42 – Fermentus Pilsener

    August 12, 2015 by Heiko

    Nach einigen Experimenten hatte ich mal wieder Lust auf ein bodenständiges Deutsches Pilsener. Ganz ohne „Experimente“ geht’s dann aber doch nicht.

    Für ein gutes und sortenreines Pilsener ist für viele Brauer das Brauwasser die wichtigste Variable im Spiel. Während die meisten obergärigen Biere ungeplante „Nebengeräusche“ im Bier relativ einfach als gewollt verkaufen können bzw. es meist niemandem auffallen würde, lässt ein Pils da relativ wenig Spielraum für Fehler.

    Dies liegt zum einen daran, dass der deutsche Biertrinker das Pils seit langem als Lieblingsbier auserkoren hat und somit konkrete Vorstellungen hat, wie ein gutes Deutsches Pils schmecken muss. Zum anderen liegt es daran, dass ein Pils ein extrem „fehlerintoleranter“ Bierstil ist. Das heißt, eine ungewollte Fruchtigkeit, ein übertriebener Körper oder eine unausgewogene Bittere sind einfach nicht sortentypisch.

    Beim Pilsbrauen hat die geeignete Zusammensetzung des Brauwassers einen sehr hohen Anteil am Geschmack des fertigen Bieres. Hmm, Wasser? Es kommt aus der Leitung, ist (im Idealfall) durchsichtig und der Gesetzgeber sorgt dafür, dass keine bösen Dinge drin sind. So sieht Otto-Normalverbraucher Wasser.

    Der Bierbrauer schaut mit anderen „Augen“ auf das gute alte H2O. Welche Restalkalität hat es? Welcher Gehalt bestimmter Salze liegt vor? Wie ist das Verhältnis von Karbonathärte zur Nichtkarbonathärte?

    Um diesen Fragen auf die Spur zu kommen erfragt man am besten beim regionalen Wasserversorger zunächst die Messdaten für das örtliche Trinkwasser. Dies ist gesetzlich geregelt und muss transparent vorgehalten werden.

    Im Internet gibt es Rechentools (meist auf Hobbybrauerseiten), die man nutzen kann, um anhand der lokalen Wasserwerte die Eignung für bestimmte Bierstile herauszufinden. Die Menge der enthaltenen Salze und deren Verhältnis zu einander spielen dabei eine entscheidende Rolle. Hier in die Tiefe zu gehen würde zum einen den Rahmen sprengen und zum anderen haben das schon andere viel besser gemacht als ich es könnte.

    Andreas Staudt hat in der Frühjahr 2015 Ausgabe des Braumagazins einen guten Artikel („Von der Wasseranalyse zum Brauwasser„) geschrieben.

    Den kann ich nur empfehlen, wenn man sich etwas tiefer in die Materie einlesen möchte. Ich versuche hier relativ dicht an Oberfläche zu bleiben und es pragmatisch zu formulieren. Um mit dem lokalen Wasser brauen zu können gibt es grundsätzlich 2 bzw. 3 Möglichkeiten.

    1. Biere brauen, die zum lokalen Wasserprofil passen oder
    2. Wasser aufbereiten oder
    3. Wasser aus anderen Quellen „importieren“

     

    Variante 1. und 2. (in begrenztem Maße) habe ich schon gemacht und nun entschieden, Möglichkeit 3 auszuprobieren.

    Unter Hobbybrauern wird ein tschechisches Mineralwasser als Tipp gehandelt, das in Deutschland unter dem Namen Purania u.A. bei Real und Edeka vertrieben wird. Die 5 Liter Flasche kostet einen Euro. Viel wichtiger als die Bezugsquelle ist jedoch die eigentliche Quelle. Die liegt nämlich in Tschechien weist eine sehr niedrige und (fürs Brauen) günstige Mineralienzusammensetzung auf. Für die überarbeitete Neuauflage eines Deutschen Pilseners habe ich 60 Liter Purania besorgt, um es als Brauwasser für Haupt- und Nachguss zu verwenden.

    Außerdem kommt noch ein kleiner Zutatenkniff zum Einsatz, für den Reinheitsgebotfanatiker wohl verächtlich vor mir auf den Boden spucken würden. Ich nehme eine kleine Dosis Reisflocken und Weizenmalz zu Hilfe. („Steinigt ihn! Er hat Jehova gesagt!“)

    Okay mal die Reinheitsfolklore beiseite. Diese drei Zugaben haben folgenden Effekt.
    Der Reis unterstreicht den Hopfen und sorgt für einen schlanken Körper.
    Das Weizenmalz stabilisiert den Schaum und gibt einen dezenten Beitrag zu Vollmundigkeit.

    Die Anteile liegen bei jeweils 3-5% womit über 90% der Schüttung aus Pilsener Malz bestehen. Damit ging’s dann ins Rennen.

    Ansonsten würde ich das Rezept als klassisch bezeichnen:

    Rezept „Fermentus Norddeutsches Pilsener“

    Ausschlagmenge: 44l
    Stammwürze: 11.9°P
    Alkohol: 4.9%vol
    Bittere: 30IBU
    Farbe: 7EBC

    Schüttung:
    7100g Pilsner Malz (91%)
    400g Reisflocken (5%)
    300g Weizenmalz hell (4%)

    Zusätze:

    Wasser:
    Hauptguss: 30l
    Nachguss: 30l

    Maische:
    7800g Schüttung Einmaischen in 30 Liter Wasser mit 56°C. 10 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 62°C. 45 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 72°C. 20 Minuten Rast.
    Abmaischen bei 78°C wenn Jodnormal

    Hopfen:
    80g Saazer Pellets 4.1%a 65min Kochen (20 IBU, 67%)
    100g Saphir Pellets 2.9%a 10min Kochen (10 IBU, 33%)

    Hefe:
    Licher Brauerei, Gärung bei 10°C

    UPDATE 06.12.2015

    Ich habe das Pils nun seit einigen Wochen aus der Kaltreifung und mittlerweile etikettiert. Von den drei bisherigen Pilsversuchen ist dieses das bisher beste Ergebnis geworden. Es ist sehr weich und die Bittere nicht zu hart betont. Das tschechische Wasser werde ich auf jeden Fall für den nächsten Versuch nochmal verwenden, bevor ich mich dann irgendwann selbst noch tiefer mit der Brauwasseraufbereitung beschäftigen werde.

    pilsener_etikettiert

     


  2. Sud Nr. 13 Pilsener & Sud Nr.14 Schwarzbier

    Dezember 8, 2013 by Heiko

    Nachdem der Doppelsud am 20.08. so gut gelaufen ist, haben wir uns am Nikolaustag an den nächsten Doppelpack gewagt. Schnee, 2°C, ein Outdoor Brautag für harte Jungs. 😉

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    Der Nikolaus bringt den ersten Schee … zumindest ein bisschen

    Wir nutzen die kalten Termperaturen und können endlich wieder untergärig arbeiten. Dieses Mal steht die Neuauflage unseres Pils auf dem Plan … und ein Schwarzbier.

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    Der Sudkessel mit Rührwerk, isoliert und abgedeckt … gerade mitten in der Maltoserast

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    Magnum und Saazer fürs Pils … Perle, Tettnanger und Hallertauer Mittelfrüh fürs Schwarzbier

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    Um die Temparatur im Unterstand zumindest ein bisschen zu erhöhen, gibt’s ein knisterndes Feuerchen.

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    Durch die Wärme kommen unzählige „Besucher“ aus ihren Ritzen und Löchern … auch er hier

    Die Vorgänge sind mittlerweile Routine geworden und nach knapp 11 Stunden stehen die beiden Gärbehälter dann im kühlen Keller. Hier sind’s am kältesten Ort rund 10°C, ideal für die untergärige Gärung.

    Dietmar Joseph (Braumeister von der Licher Brauerei) war erneut so nett und hat uns frische Reinzuchthefe abgefüllt. Nun heißt’s wieder geduldig sein.

    Hier noch die Rezepte:

    Fermentus Pilsener

    Ausschlagmenge: 43l
    Stammwürze: 12.3°P
    Alkohol: 4.9%vol
    Bittere: 45IBU
    Farbe: 7EBC

    Schüttung:
    8200g Pilsner Malz (100%)

    Wasser:
    Hauptguss: 34l
    Nachguss: 24l

    Maische:
    8200g Schüttung Einmaischen in 34 Liter Wasser mit 53°C ergibt 50°C.
    Aufheizen auf 56°C. 10 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 63°C. 35 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 72°C. 30 Minuten Rast.
    Abmaischen wenn Jodnormal

    Hopfen:
    38g Hallertauer Magnum Pellets 14.8%a 70min Kochen (34 IBU, 74%)
    45g Saazer Pellets 3%a 35min Kochen (7 IBU, 15%)
    45g Saazer Pellets 3%a 5min Kochen (3 IBU, 7%)
    30g Saazer Pellets 3%a zur Vorderwürze, 0min Kochen (1 IBU, 2%)
    30g Saazer Pellets 3%a in den Whirlpool (1 IBU, 2%)

    Hefe:
    Licher Brauerei, Gärung bei 10°C

     

    Fermentus „Das kleine Schwarze“

    Ausschlagmenge: 22l
    Stammwürze: 12.9°P
    Alkohol: 5,2%vol
    Bittere: 30IBU
    Farbe: 68EBC

    Schüttung:
    2000g Pilsner Malz (45%)
    1300g Wiener Malz (29%)
    500g Münchner Malz Typ II (11%)
    500g Melanoidinmalz (11%)
    150g Röstmalz Spezial Typ II (3%)

    Wasser:
    Hauptguss: 20l
    Nachguss: 12l

    Maische:
    4450g Schüttung Einmaischen in 20 Liter Wasser mit 44°C ergibt 42°C.
    Aufheizen auf 57°C. 15 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 63°C. 30 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 72°C. 30 Minuten Rast.
    Abmaischen wenn Jodnormal

    Hopfen:
    8g Perle Pellets 10%a 70min Kochen (9 IBU, 31%)
    8g Perle Pellets 10%a 30min Kochen (7 IBU, 24%)
    10g Hallertauer Mittelfrüher Pellets 8%a 20min Kochen (6 IBU, 21%)
    10g Hallertauer Mittelfrüher Pellets 8%a 5min Kochen (4 IBU, 14%)
    17g Tettnanger Pellets 4.4%a zur Vorderwürze, 0min Kochen (3 IBU, 10%)

    Hefe:
    Licher Brauerei, Gärung bei 10°C

     


  3. Sud Nr.1 – Das erste Pils

    Februar 7, 2013 by Heiko

    Spindeln

     

    Nach wochenlanger Vorbereitung, Bastelei und „Literaturstudium der Hobbybraukunst“ war es endlich soweit … der erste Brautag stand an.

    Der morgentliche Blick aus dem Fenster am Montag, den 21. Januar 2013.

    Winter in der Wetterau :: Blick vom Balkon

    Winter in der Wetterau :: Blick vom Balkon

    Da unsere Küche in Friedberg viel zu beengt ist, hatte ich das Brauvorhaben kurzerhand in die alte Küche nach Villingen verlegt.

    Kurze Info: Ab hier verlinke ich die Braubegriffe immer ins Hobbybrauer.de Glossar. 🙂

    Der erste Weg führte mich allerdings in die Licher Brauerei. Die netten Leute dort hatten mir zugesagt, geschrotetes Gerstenmalz und untergärige Brauhefe für mein „Erstlingswerk“ zur Verfügung zu stellen. Und das ganze kostenlos – großartig! Vielen herzlichen Dank an dieser Stelle!

    Wegen des Wintereinbruchs und einem mittelschweren Verkehrschaos konnte das Brauen erst um 12:00 Uhr beginnen. Ein langer Brautag stand uns in Haus.

    Los ging’s dann wie gesagt erst gegen 12:00 Uhr.
    Als Sudfanne diente ein 30 Liter Aluminiumkochtopf, den ich mit einer Isomatte und Spanngurten isoliert habe, um die Hitze besser im Topf halten zu können.

    Isolieren der Sudpfanne

    Isolieren der Sudpfanne

    Malz abwiegen

    Abwiegen des geschroteten Pilsner Malz aus der Licher Brauerei

     

     

     

     

     

     

    Vom Hungener Wasserwerk hatten wir uns die Wasserwerte besorgt. Das Wasser in Villingen ist grundsätzlich bereits sehr weich. Um eine Restalkalität von 0 zu erzielen, gaben wir dem Wasser eine zuvor berechnete Menge von knapp 5ml Milchsäure hinzu.

    Für den Hauptguss setzten wir (für knapp 4,5 kg Malz) 18 Liter Wasser auf und erhitzen diese auf zunächst 50°C.

    Hauptguss Wasser aufsetzen

    Das Wassers für den Hauptguss

    Einmaischen

    Das Einmaischen erfolgte bei 50°C

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    Nach dem Einmaischen erhöhten wir die Temperatur auf ca. 55°C und legten für 15 Minuten die sogenannte Eiweißrast ein.

    Rasten sind grundätzlich Zeiten konstanter Temperatur während des Maischens. Bei verschiedenen Temperaturstufen arbeiten unterschiedliche Enzyme und führen Abbau- und Umwandlungsprozesse in der Maische durch. Hierbei wird u.A. die Stärke im Malz in vergärbaren Zucker umgewandelt.

    Danach erhöhten wir die Maischetemperatur auf 63°C und hielten diese für rund 35 Minuten – die sogenannte Maltoserast.

    Maltoserast

    Maltoserast 35 Minuten bei 63°C

    Verzuckerungsrast

    Verzuckerungsrast 45 Minuten bei 73°C

     

     

     

     

     

    Nach dem Ende der Verzuckerungsrast wurde die sogenannte Jodprobe durchgeführt. Sie dient dazu festzustellen, ob die gesamte Stärke in Zucker umgewandelt wurde.
    Dies war bei uns der Fall, die Jodprobe war negativ, d.h. sie war“jodnormal„. (Keine Violettfärbung deutet auf eine vollständige Verzuckerung hin.)

    Jobprobe

    Jodprobe zum chemischen Nachweis von Stärke

     

     

     

     

     

     

     

    Danach erhöhten wir die Temperatur auf 78°C bevor wir den Sud in unseren Läuterbottich umfüllten.

    Maische abfüllen

    Maische im Läuterbottich

    Läutern

    Läutervorgang

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    Beim Läutern werden die Feststoffe von der flüssigen Würze getrennt.  Hierfür verwendeten wir einen (zweckentfremdeten) Panzerschlauch aus dem Baumarkt, der uns als Läuterfilter diente. Dieser lag am Boden des Läuterbottichs und wurde mit einem Y-Stück mit dem Ablaufhahn verbunden.

    Klare Würze

    Die klare Würze läuft durch den Ablasshahn

    Geduld beim Läutern

    Während des Läutervorgangs muss man Geduld mitbringen

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    Läutern

    Langsam aber stetig floss die klare Würze

    Ende des Hauptgusses

    Der Treber verblieb im Läuterbottich …

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    … und wurde portionsweise mit dem sogenannten Nachguss übergossen, den wir während des Läuterns auf 78°C erhitzt hatten. Hierdurch wurde der restliche Zucker nach und nach aus dem Treber gewaschen.

    Spindeln

    Erste Messung der Stammwürze nach dem Läutern

    Stammwürze

    Spezifisches Gewicht ablesen und Stammwürze berechnen

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    Vor dem Nachguss hatten wir ein spezifisches Gewicht von 1070. Umgerechnet und temperaturkorrigiert hatten wir eine somit ein Stammwürze von rund 21%. Hätten wir das Bier ohne Nachguss vergoren, wäre das ein strammes Bockbier mit ca. 9% Alkohol geworden.

    Durch die Nachgüsse erreichten wir letztendlich eine Stammwürze von rund 11%, was in etwa einem normalen Pils entspricht. Als nächstes wurde die klare Würze zurück in die gereinigte Sudpfanne gefüllt. Nun folgte das Hopfenkochen.

    Hopfengabe in 3 Stufen

    Hopfengabe in 3 Stufen

     

     

    Als Hopfen verwendeten wir edlen Saazer Aromahopfen und einem Anteil Hallertauer Mittelfrüh, um unserem Pils ein leckeres hopfiges Aroma zu verleihen. Den Hopfen hatte ich zuvor in Pelletform bestellt. Da wird beide gerne herbe Biere mögen, hatten wir einen IBU Wert von 45 angestrebt. Die dazu benötigte Hopfenmenge konnten wir einfach ausrechnen .

    Das Hopfenkochen dauerte rund 90 Minuten und die Hopfengabe erfolgten anteilig in 3 Stufen. Ca. 65% zu Beginn ca. 20% in der Mitte und 15% gegen Ende der Kochzeit.

    Für diejenigen, die es genauer wissen möchten:

    100g Saazer Hopfen (Alpha 3%), 9g Hallertauer Mittelfrüh (Alpha 8%), gemischt

    Führ eine Ausschlagmenge von 22,5 Liter Würze

    1. Hopfengabe: 70 g nach 10 min

    2. Hopfengabe: 21 g nach 45 min

    3. Hopfengabe: 16 g nach 80 min

    100 Grad

    100 Grad in greifbarer Nähe

    Wallendes Hopfenkochen

    Wallendes Hopfenkochen

     

     

     

     

     

     

     

    Rühren

    Rühren, Rühren, Rühren

    Während des Hopfenkochen bereiteten wir unsere Apparatur zum Hopfenseihen und Herunterkühlen der Würze vor.

    Hierbei spielten u.A.

    – ein gebogenes Kupferrohr,
    – ein Stahlschwamm,
    – eine Babywindel aus Baumwolle,
    – eine selbstgebaute Edelstahlspirale,
    – eine Aquarium Pumpe,
    – ca. 15 Liter Eisblöcke und
    – ein ausgedienter Zementkübel

    eine Rolle.

     

    Abkochen der Baumwollwindel

    Abkochen der Baumwollwindel

    Die Kühlspirale kam für einige Minuten zum Sterilisieren mit in den Topf mit der kochenden Würze

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    Würzeabzieher

    Der selbstgebaute Würzeabzieher

    Die Gesamtapparatur

    Die Gesamtapparatur

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    Oben stand der Topf mit der Würze und dem Hopfen. Über den Abzieher wurde die Würze in zweiten Bottich abgezogen. Um verbleibende Festbestandteile auszufiltern, lief die Würze durch eine doppelte sterile Baumwollwindel.

    Von diesem Bottich lief die Würze direkt über den offenen Ablaufhahn in den unteren Bottich. In diesem wiederrum befand sich die laufende Kühlspirale. In dieser Spirale zirkulierte mit Hilfe der Aquariumpumpe das Eiswasser aus dem schwarzen Zementkübel und leitete so kontinuierlich die Wärme aus der gefilterten Würze ab und kühlte diese runter.

    Das selbstgebaute Kühlsystem

    Das selbstgebaute Kühlsystem

    Das funktionierte erstaunlich gut und die Würze war innerhalb kürzester Zeit von rund 85°C auf ca. 20°C abgekühlt.

     

     

     

     

     

    Klare Würze

    Klare Würze

    Die Würze lief schön klar aus dem Hahn, Restpartikel des Hopfens werden durch die Baumwollwindel herausgefiltert.

     

     

     

     

     

     

     

    Bevor wir mit dem Hopfenseihen begannen, hatten wir die Würze im Topf mit dem Braupaddel in starke Rotation versetzt. (sog. Whirlpool). Das hatte zu Folge, dass sich nach ca. 15min alle Feststoffe zu einem Kegel in der Mitte des Topfbodens abgesetzt hatten. Danach konnten wir seitlich problemlos die klare Würze abziehen.

    Trubkegel

    Trubkegel in der Mitte des Topfbodens

    Der Trubkegel zerfällt

    Der Trubkegel zerfällt bei sinkendem Würzefüllstand

     

     

     

     

     

     

     

    Der Rest kam abschließend direkt durch den Windelfilter. Wir wollten natürlich nichts verschenken.

    Hopfenreste im Filter

    Hopfenreste im Filter

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    Nach Beenden des Seihens, entnahmen wir eine Probe aus der gefilterten Würze und bestimmten erneut den Stammwürzegehalt.

    Würzemessen nach dem Hopfenseihen

    Würzemessen nach dem Hopfenseihen

    Durch das Hopfenkochen hatte sich die Würze durch verdunstetes Wasser wieder konzentriert. Durch die Zugabe von zusätzlichem Wasser verdünnen wir die Würze, um unsere Zielstammwürze von ca. 12% zu erreichen.

    An dieser Stelle erfolgte dann die Entnahme eines Teils des Sudes, die sogenannte Speise. Sie wird dem Bier zum Zeitpunkt der späteren Flaschenabfüllung wieder hinzugefügt. Sie dient dazu während der Flaschengärung Kohlensäure in unsere Flaschen zu bringen, indem die Hefe den Zucker der Speise in Alkohol und Kohlendioxid umwandelt. (Das ist die  sogenannte Karbonisierung.) Durch den in der Flasche vorherrschenden Druck wird dies im Bier gelöst und unser Pils wird (hoffentlich) schön „perlen“.

    Als Speise entnahmen wir ca. 10% der Würze, also knapp 2,5 Liter und stellten diese in den Kühlschrank.

     

    Würzekühlung auf Anstelltemperatur

    Würzekühlung auf Anstelltemperatur

     

     

     

     

     

    Währenddessen hatte unser Kühlsystem die Würze von ca. 85°C auf die Anstelltemperatur von 20°C gekühlt. (Auf dem Bild sind es noch 23°C)

    Zwischenzeitlich hatten wir die Flüssighefe aus der Licher Brauerei aus dem Kühlschrank geholt und mit einem Würzeauszug an die Temperatur angeglichen. Dies diente dazu, dass die Hefe keinen Temperaturschock erleidet, wenn sie in die Würze eingerührt wird.

    Brauhefe

    Die Brauhefe aus Lich

    Allerdings wäre es and dieser Stelle sinnvoll gewesen, einen Hefestarter anzusetzen, so dass die Hefe schon so richtig auf Touren kommt und sich vermehren kann. Das hatten wir dieses Mal leider nicht gemacht, so dass das Ankommen und das Einsetzen der Gärung etwas Geduld von uns verlangte. Nächstes Mal machen wir das besser.

    Nachdem wir die Würze mit einem großen Schneebesen nochmal ordentlich belüfteten hatten, rührten wir die ca. 200 ml Brauhefe gründlich in die Würze ein.

     

     

     

    Als Stärkung gabs dann erstmal Bratwurst und einen großen Salat.

    Mahlzeit

    Mahlzeit

     

     

     

     

     

     

     

    Auf das Ankommen der Hefe hatten wir dann bei 18°C Zimmertemperatur gewartet. Aufgrund unseres fehlenden Starters mußten wir da ein wenig geduldig sein. Aber nach rund 15 Stunden war es dann soweit und nach ca. 20 Stunden war die Gärung zufriedenstellend in Gang.

    Die Gärung hat eingesetzt

    Die Gärung hat eingesetzt

    Die Gärung ist bin vollem Gange

    Die Gärung ist in vollem Gange

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    Der Gärbottich wanderte dann bei 11°C in den winterlich kühlen Keller. (Normalerweise hätten wir auf das Ankommen der Hefe bereits bei Gärtemperatur warten sollen. Aber wir waren ein wenig unsicher und hatten etwas Schiss, dass die Hefe nicht auf Touren kommt. Im Nachhinein wohl unbegründet, aber war ja schließlich unser erstes Mal.)

    Aus einem Teil des ausgeschlagenen Trebers hatten wir dann am nächsten Morgen noch ein köstliches Treberbrot gebacken. (220°C im Backofen … 1 Stunde … fertig)

    Ist echt richtig lecker geworden. Das nächste Mal gibt’s mehr Brote.

    Treberbrot im Backofen

    Treberbrot im Backofen

    Das fertige Treberbrot

    Das fertige Treberbrot

     

     

     

     

     

     

    Hier die Zutatenliste:

    • 500g Dinkelmehl
    • 200g Weizenmehl
    • 300 g Treber
    • 1 Würfel Frischhefe
    • 1 Flasche (0,33l) Bier
    • 2 TL Salz

     

    Nach 3 Tagen Gärzeit haben wir am 24.01.2013 die erste Probe entnommen, um den Vergärungsgrad zu checken. Augenscheinlich war die Gärung aktiv, die Schaumschicht war angewachsen und z.T. gekräuselt. Im Keller roch es vergoren und schon leicht nach Bier. Der Sud war augenscheinlich in Ordnung und auf dem Weg zum Jungbier.

    Das Spindeln ergab ein spezifisches Gewicht von 1031, was einem Würzegehalt von knapp 8% entspricht. Das bedeutet die Hefe hatte bereits gut gearbeitet.

    Gärprobe

    Die Gärprobe zeigt ein spezifisches Gewicht von ~1031

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    Die Hefe durfte dann bis zur nächsten Gärprobe 3 Tagen später ungestört weiterarbeiten.

    Nach ca. 5,5 Tagen Gärzeit haben wir dann am 27.01.2013 die zweite Probe entnommen. Der Vergärungsgeruch im Keller hatte nachgelassen.

    Oberfläche

    Oberfläche des Sudes nach knapp 6 Tagen Gärung

    Die Hochkräusen, also der Schaum auf der Oberfläche, waren mittlerweile zusammengefallen und hatten sich teilweise am Rand abgesetzt. Es stiegen noch vereinzelte Bläschen auf, aber die Gärung hatte sich stark verlangsamt und ging langsam aber sicher dem Ende entgegen.

     

     

     

     

    Gärprobe

    Die Gärprobe zeigt ein spezifisches Gewicht von ~1020

    Beim Spindeln ergab sich ein spezifisches Gewicht von 1020. Da die Probe z.Zt. der Messung rund 20°C hatte, ergab sich ein Extraktgehalt von ca. 5%, also rund 3% weniger als 3 Tage zuvor. Ein paar Prozent sollte und musste der Extraktgehalt noch fallen. Wir peilten die nächste Probe für Dienstag an und hofften, uns dem Endvergärungsgrad zu nähern.

     

     

     

     

     

     

    Nach knapp 8 Tagen haben wir am Dienstag, den 29.01.2013 eine weitere Messung vorgenommen. Das spezifische Gewicht war erneut gesunken und betrug nun 1014, also rund 3,6% Extraktgehalt. Es waren wieder etwas mehr Bläschen auf der Oberfläche und die Gärung ist nach wie vor aktiv.

     

    Oberfläche im Gärbottich

    Es steigen immer noch Bläschen zur Oberfläche auf

    Spindeln

    Das spezifische Gewicht am 29.01. beträgt ~1014, also ca. noch 3,6% Extraktfehalt

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    Wir einigten uns auf eine erneute Probe am 31.01. und eine mögliche Abfüllung in Flaschen für Samstag, den 02. Februar.

    Speise

    Die Speise für die Flaschengärung wartet im Kühlschrank auf ihren Einsatz

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    Nach knapp 10 Tagen hatten wir am Donnerstag, den 31.01.2013 die letzte Messung vorgenommen. Das spezifische Gewicht war nochmal leicht gesunken und betrug nun 1011, also rund 2,8% Extraktgehalt. Die Gärung war annähernd zum Erliegen gekommen.

    Oberfläche

    Oberfläche nach knapp 10 Tagen Gärung

    Spindeln

    Das spezifische Gewicht am 31.01. betrug ~1011

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    Wir entschieden uns am folgenden Samstag, nach insgesamt 12 Tagen Hauptgärung in Flaschen abzufüllen. Um der Hefe zuvor noch die Chance zu geben, ungewollte Gärnebenprodukte abzubauen, entschieden wir uns dazu, die letzten gut 24 Stunden der Hauptgärung bei Zimmertemperatur (~18°C) ablaufen zu lassen.

    So beschreibt es auch John Palmer hier in seinem Buch „How to Brew“.

    Am unteren Rand des Gärbottichs war deutlich zu erkennen, dass sich der Großteil der Hefe bereits am Boden abgesetzt hat. Eine ca. 1 cm große Schicht war deutlich zu erkennen.

    Hefeabsatz

    Hefeabsatz am Boden des Gärbottichs

     

     

     

     

     

     

     

     

    Am Samstag, den 02.02. beschlossen wir letztendlich das Bier an diesem Tag zur Nachgärung in Flaschen abzufüllen. (Eine letzte Messung ergab einen Restextraktgehalt von ~2,6%. Dies entsprach in etwa auch dem Wert unserer Schnellvergärungsprobe, die wir in einer Flasche bei Zimmertemperatur durchgeführt hatten.)

    Vor dem Abfüllen hatten wir zunächst die gereingten Bügelflaschen im Backofen sterilisiert.

    Sterilisieren der Flaschen

    Sterilisieren der Flaschen im Backofen, 120°C für 20 Minuten

     

     

     

     

     

     

     

     

    Anschließend folgte das Schlauchen des Jungbieres in den zweiten Gärbottich in den wir zuvor bereits die temperierte Speise eingefüllt hatten.

    Der Aufbau der beiden Bottiche

    Der Aufbau der beiden Bottiche

    Das Jungier läuft

    Das Jungier läuft aus dem Hahn

     Ränder

    Die abgesetzen Ränder des Gärschaums sind gut zu erkennen

    Hefe

    Übrig bleibt die Hefe am Boden des Gärbottichs

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    Ein Teil der Hefe wurde geerntet. Mit Hilfe eines Bruchteils davon hatte ich abends einen leckeren Pizzateig gemacht, der herrlich gegangen ist und klasse geschmeckt hat. Der Rest schlummert nun gereinigt in meinem Kühlschrank und wartet auf den nächsten Einsatz oder alternative Verwendungszwecke.

    "Geerntete" Hefe

    „Geerntete“ Hefe

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    Der letzte Schritt war dann die Flaschenabfüllung.

    Abfüllung in Bügelflaschen

    Abfüllung in Bügelflaschen

     

    Arbeitsteilung

    Arbeitsteilung

     

     

     

     

     

     

     

     

    Unserer Berechnung für die Speisezugabe zur Folge, sollte sich durch die Nachgärung in den Flaschen ein CO2 Gehalt von ca. 5,5 Gramm pro Liter entwickeln. Zum Überprüfen des Flaschendrucks hatten wir eine selbstgebaute Druckkontrollflasche gefüllt. Diese ist mit einem Manometer im Deckel ausgestattet und steht mit bei den anderen Flaschen während der Nachgärung. Hierdurch ist eine kontinuierliche Prüfung des Flascheninnendrucks möglich. Bei ca. 10-11°C Kellertemperatur sollte der Flaschendruck bei ca. 1,5 – 1,6 bar landen.

    Druckkontrollflasche

    Druckkontrollflasche

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    Die Ausbeute: Knapp 24 Liter Bier.

    Die Ausbeute

    Die Ausbeute

    Die Kästen wanderten nun für ca. 3 bis 4 Wochen zurück in den kühlen Keller. Im Anschluss daran folgen weitere 4 Wochen zu Reifung im Kühlschrank. An Ostern sollte unser Pils dann hoffentlich seinen geschmacklichen Höhepunkt erreicht haben.

     

     

     

     

    Update:

    Nach rund 5 Tagen zeigte der Blick auf die Druckkontrollflasche, dass die Nachgärung altiv ist und sich mittlerweile ein Druck von ca. 0,9 bar in den Flaschen gebildet hat.

    0,9 bar in der Druckkontrollflasche nach gut 5 Tagen

    0,9 bar in der Druckkontrollflasche nach gut 5 Tagen