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Posts Tagged ‘Nottingham’

  1. Die Geschichte des Needlejuice

    November 12, 2017 by Heiko

    Als ich am 25.09.2016 Fichtenspitzen in meinen Sudkessel geworfen habe, waren mir die Konsequenzen, die diese Tat haben würde, nicht bewusst.

    Teil I – Das Experiment (09/2016)
    Der Sud (siehe hier)

    Teil II – Der Wettbewerb (11/2016)
    Der Needlejuice setzt sich gegen knapp 40 Konkurrenten beim Hobbybrauerwettbewerb der Mainzer Craftbeermesse durch.

    Das war wirklich nicht leicht. 38 verschiedene Biere wurden zum diesjährigen Hobbybrauerwettbewerb eingereicht und viele…

    Posted by CraftBeerMesse Mainz on Montag, 5. Dezember 2016

    Teil III – Neuauflage Alt vs. Neu (07/2017)

    Für das Hobbybrauerfestival bei Camba Bavaria habe ich geplant, u.A. eine Neuauflage meines prämierten Needlejuices aufzulegen. Da die „alten“ Nadeln vom ersten Sud nur noch für ca. 10 Liter ausreichen, habe ich zusätzliche Fichtenspitzen geerntet und getrocknet. Bereits beim Ernten und Waschen fielauf, dass die neuen Nadeln viel weniger Harz- und viel mehr Zitrusaromen verströmten. Die alten Nadeln stammten aus dem Frühjahr und hatten einen deutlichen Anteil an Knospen. Die neuen wurden im Juli geerntet und die Triebe waren bereits vollständig ausgebildet. Also ein deutlicher Unterschied.
    Ich habe daher beschlossen, den Sud am Kochende zu splitten und zu 50% mit alten und zu 50% mit neuen Nadeln zu verarbeiten. Zudem habe ich dieses Mal die Nadeln nicht einfach in den Sudkessel geworfen, sondern mit Teefiltern gearbeitet. Die Sauerei mit verstopfter Pumpe und Auslasshahn war zu nervig. Die Stammwürze lag dieses Mal aufgrund einer besseren Ausbeute auch etwas höher.

    Das Ergebnis?

    Nach rund 6 Wochen wurde zum ersten Mal probiert. Die Needlejuiceversion mit den alten Nadeln liefert ein fast identisches Ergebnis, wie das Originalbier. So sollte es auch sein. Die Verwendung der Teebeutel stellt also kein Problem dar und reduziert den Reinigungsaufwand erheblich. Der Erntezeitpunkt und die Anteile an harzigen Knospen ist also von noch größerer Bedeutung als bereits ganz zu anfangs vermutet. Die Variante mit den neuen Nadeln liefert ebenfalls ein spannendes Ergebnis, aber eben ein anderes. Der Geruch ist etwas weniger intensiv, harzige Noten fehlen fast vollständig. Dafür kommen die ätherischen Zitrusnoten deutlich raus. Es erinnert fast ein wenig an Latschenkiefern Franzbranntwein, aber bei weitem nicht so penetrant. Auch der Geschmack spiegelt das wieder. Alles in Allem weniger kräftig als das Original, andere Aromaschwerpunkte. Ein gefälliges, leckeres Bier aber zu weit entfernt vom Original, um guten Gewissens als „Needlejuice“ durchzugehen. Interessant. Für das Hobbybrauerfestival bei Camba Bavaria am 16.09. werde ich auf jeden Fall nur die knapp 10 Liter mit den Originalnadeln mitnehmen.

    Teil IV – Needlejuice beim Hobbybrauerfestival bei Camba Bavaria (09/2017)

    Eingereicht zum Wettbewerb, für den sich knapp 100 Hobbybrauer angemeldet haben, habe ich meine Interpretation eines belgischen Tripels. Für das Needlejuice fehlte mir dann doch ein bisschen die Eier muss ich sagen. Hätte ich vielleicht machen sollen.

    Das White IPA, dass „just-in-time“ fertig geworden ist, hat es dann doch nicht in den Ausschank geschafft. Ich hatte mich dagegen entschieden, nachdem wir am Vorabend einen etwas zu scharfen nach Geschmack festgestellt haben. Irritierenderweise ist uns dieser wenige Tage vorher nicht aufgefallen. Vielleicht lagert sich das noch aus. Das White IPA wurde also wieder für die Heimfahrt verstaut.

    Der Needlejuice wurde von einigen Hobbybrauerkollegen schon sehnlichst erwartet und fand auch beim Publikum erstaunlich schnell Zustimmung. „Bist Du der mit dem Fichtenbier?“ hab ich häufig gehört. „Da soll ich mal probieren.“ Das hatte zur Folge, dass ich bereits nach weniger als 2 Stunden „Leider ausverkauft“ auf das Needlejuice Schild schreiben musste. Die Nachfrage wäre doch deutlich größer gewesen.

    Darüber hinaus war es wieder eine wieder eine mega klasse Veranstaltung. Schätzungsweise 150 verschiedene Hobbybrauerbiere auf verdammt hohem Niveau, ein Wiedersehen mit vielen Gesichtern und auch eine Reihe neuer und netter Bekanntschaften.

    Die Rückmeldungen der Verkostung im Wettbewerb und die Anzahl meiner angebrochenen Flaschen besagt, dass es mein Tripel bis ins Finale von immerhin über 80 Bieren geschafft hat. Für das Podest hat es dieses Mal nicht gereicht. Ist aber auch zweitrangig. Tolle Veranstaltung, tolle Biere, tolle Rückmeldungen.

    Info auf der Camba-Seite

    Teil V – 1.500 Liter Needlejuice bei Kuehn Kunz Rosen (09/2017)

    Brauen bei Kuehn Kunz Rosen in Mainz

    WWW, Print und Radio

    Facebook CBM – Messebier brauen

    Facebook KKR – Das Needlejuice ist abgefüllt

    Allgemeine Zeitung Mainz

    Merkurist Mainz

    Wetterauer Zeitung

    Rockland Radio

    Teil VI – Needlejuice für alle auf der Craftbeermesse in Mainz (11/2017)

    Die Messe in Mainz war echt großartig und die Nachfrage nach dem Needlejuice sehr groß. Der Messeshop (in dem es den NJ als Flaschen zu kaufen gab) sagte am Ende der Messe, dass noch nie soviel von einer Biesorte verkauft worden ist. Hehe, da ist man natürlich megahappy.

    Marco und ich haben Freitag und Samstag am Stand verbracht, viele tolle Gespräche geführt und tolles Feedback bekommen. Das Spannenste waren die Gesichter der Besucher, wenn Sie die Nase ins Glas hielten bzw. den ersten Schluck genommen hatten.

     

    Zu guter Letzt habe ich noch diese wunderbare Verkostungsnotiz entdeckt. Danke Dir lieber Markus (den ich persönlich leider nicht kenne) dafür. 🙂

    Das neue „Needle Juice“ von Heiko Müller in Zusammenarbeit mit KUEHNKUNZROSEN in Mainz – unbedingt probieren! Gestern…

    Posted by Markus Mertins on Sonntag, 19. November 2017


  2. Sud Nr. 66 „Fermentus Obergäriges Märzen“

    Januar 9, 2017 by Heiko

    Nach fast 3monatiger Pause konnte ich das neue Jahr erfreulicherweise und endlich mit einem Brautag beginnen. Das habe ich sehr vermisst. Außerdem habe ich dieses Mal im Braukeller gebraut. Klingt eigentlich logisch, aber bisher hatte ich keine Chance, die Brüden (Dämpfe) abzuleiten. Deswegen gab‘s ein paar Neuerungen. Ich schätze mal der heutige Beitrag wird für diejenigen wohl etwas zäh sein, die kein exponiertes Detailinteresse an den Themen haben.

    (Fake) Märzen oder ein obergäriges Untergäriges

    Dieses Mal stand die obergärige Variante eines Märzens auf dem Plan. Dieser Bierstil ist eigentlich per Definition untergärig, insofern ist das erstmal paradox. Die Zusammensetzung der Schüttung habe ich mir hier im Rezept von Michael abgeschaut.

    Also es soll hier ein obergäriges Bier gebraut werden, das in seinen Eigenschaften einem untergärigen Bier sehr nahe kommt. Dies soll grundsätzlich durch die Wahl einer neutrale vergärende Hefe erreicht werden. Diese wird zudem bei für Ihre Verhältnisse niedrigen Temperaturen eingesetzt. Dadurch soll ein klar strukturiertes Bier ohne merkbare Fruchtaromen (Fruchtester) entstehen, die beispielsweise viele Pale Ales auszeichnen. Viele Hefen sind bekannt für die Produktion bestimmter Ester und somit ihr charakteristisches Profil erhalten. Dieses Profil variiert (neben anderen Faktoren wie Anzahl der vitalen Hefezellen, Menge der verfügbaren Nährstoffe, Zuckerzusammensetzung der Würze, etc.) wiederrum mit der vorherrschenden Gärtemperatur. Jede Hefe hat dabei einen Temperaturbereich und ein Temperaturoptimum, in dem die Hefezellen am leistungsfähigsten sind. Grundsätzlich kann man stark vereinfacht sagen, dass die Hefen am unteren Ende des Temperaturbereichs weniger und am oberen Bereich mehr Aromaprodukte (aber mitunter auch unterwünsche Gärnebenprodukte) erzeugen. Die sorgen dann beim Konsumieren für die Wahrnehmung von Fehlgeschmäckern oder führen zu einer verstärkten Kopfschmerzneigung am Folgetag durch ungewollt entstandene Begleitalkohole. Durch die Vergärung im niedrigen Wirkungsbereich der Hefe bekommt das Bier einen lagerähnlichen Charakter und vor Allem der Malzkörper, aber auch die Hopfung können besser in den Vordergrund treten.

    Eine beliebte Hefesorten, die für ihr neutrales Profil bekannt ist die Nottingham Hefe. Dies kann man durch eine kühle Gärführung noch positiv beeinflussen und das habe ich in diesem Fall versucht.

    „Einmal absaugen bitte!“

    Als technische Neuerung habe ich einen Prototyp für eine Absauganlage erprobt, damit der Keller nicht zur finnischen Sauna und anschließend zur Schimmelhöhle wird. Eigentlich wollte ich diese Anlage nach dem Prinzip einer Strahlpumpe umzusetzen, um den notwendigen Lüfter nicht direkt den heißen Dämpfen auszusetzen. Das könnte nämlich die zu erwartenden Lebensdauer deutlich verringern. Aber die ersten Tests mit disem Prinzip waren unbefriedigend (was wohl mehr an einigen Details meiner Konstruktion, als am Prinzip selbst lag) und daher habe ich mich zunächst dagegen entschieden und doch den direkten Weg gewählt, nämlich den Lüfter (ziehend) im Abzugsrohr zu positionieren. Dazu wird auf die Brüdenhaube ein Flexschlauch gesteckt, der über eine 90° Biegung in ein DN110 HT Rohr führt, in dem ein Feuchtraum Lüfter (saugend) montiert ist und die Abluft nach draußen führt. Dazu habe ich eine OSB Platte in Fensterinnengröße zurecht geschnitten, das bei geöffnetem Fenster in die Öffnung eingepasst wird. Es gibt einen Ausgang für die Abluft und einen weiteren für frische Zuluft von außen, für die ein zweiter Lüfter sorgt. Zusätzlich habe ich noch eine kleine Acrylglasplatte als Sichtfenster eingebaut, um den herausgeleiteten Dampf direkt beobachten zu können.

     

    Ein Testlauf mit kochendem Wasser im Speidel Braumeister verlief erfolgreich. Der Brautag konnte also beginnen.

    Experimentelles Maischeschema

    Mein ursprüngliches Maischeschema war eigentlich traditionell und eher unspektakulär. Seit längerem habe ich allerdings einen Thread im Hobbybrauerformum verfolgt, in dem es (u.A.) darum ging, wie der Maischeprozess strukturiert sein müsste, um eine bestmögliche Erzeugung vergärbarer Zucker zu erreichen. Dies würde den Vergärungsgrad steigern und das fertige Bier trockener bzw. schlanker machen. Ob das dann noch der klassischen Erwartungshaltung eines Märzen stand halten kann, weiß ich nicht. Auf jeden Fall unterstützt es den schlanken Charakter eines Lagerbieres, den ich ja versuche vorzutäuschen. Hinsichtlich des Körpers des Bieres baue ich auf den Einsatz des Wiener und des Münchener Malzes, sowie der kleinen Portion CaraHell.

    Das Schema sieht wie folgt aus:

    57°C. 5 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 62°C. 15 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 65°C. 20 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 67°C. 25 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 69°C. 10 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 72°C. 20 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 78°C.

    Quelle: http://hobbybrauer.de/forum/viewtopic.php?p=177854#p177854

    Das Maischen an sich verlief relativ unspektakulär. Das Schrot hatte ich sehr grob durch die Mühle laufen lassen, da sich sowohl der Hersteller, als auch andere Nutzer einig sind, dass dies zur besten Ausbeute führt. Ich war zunächst skeptisch, da in meinen Augen doch ein nicht unerheblicher Anteil nicht aufgebrochener Malzkörner zu erkennen war. Dennoch habe ich das Schrot so eingemaischt. Auf Hilfsmittel wie Distanzrohre oder das manuelle Drehen des Malzrohr während des Maischens habe ich bewusst verzichtet, um herauszufinden, was der Braumeister mit diesem Verfahren für eine Ausbeute liefern kann. Für die Berechnungen angenommen habe ich vorsichtige 55%. Dies hätte bedeutet, 20 Liter Ausschlagwürze mit 13,2°Plato bei 5,3kg Malzschüttung. Nach dem Läutern waren es dann rund 26 Liter Würze. Gemessen habe ich zu diesem Zeitpunkt nicht, da die “Pfanne voll“ Menge erst sukzessiv durch das Nachgießen des Nachlaufs aus dem abtropfenden Malzrohr zustande kam. Bei einer angenommenen Verdampfungsrate von 15%/Stunde, einer Kochzeit von 80 Minuten und einem Flüssigkeitsverlust im Hopfentreber von ca. 1 Liter habe ich mit 20 Liter Ausschlag gerechnet. Tatsächlich wurden es dann 22,5 Liter Ausschlagmenge mit 13,5°Plato Stammwürze. Dies entspricht einer Sudhausausbeute von 64% und einer Verdampfungsrate von nur 7,3%/Stunde. Das heißt das Absaugsystem hat die Verdampfungsrate unerwartet verringert. Ich nehme an, die Lüfterleistung war so stark, dass die heiße Dampfglocke über der kochenden Würzeoberfläche so stark abgezogen wurde, dass es zu einer Temperaturabsenkung der Würze kam und dadurch kein wallendes Kochen zustande kommen konnte. Das verringerte die Verdampfungsrate und es blieb mehr Würze als geplant in der Sudpfanne. Das muss ich analysieren und nochmal an die Blaupause zurück. Ich bin gespannt, wie sich dies auswirkt. Möglicherweise wurde dadurch auch die Austreibung unerwünschter Malzinhaltstoffe negativ beeinflusst und das Ausfällen der Eiweiße gehemmt. Wenn das Bier nachher also trüb ist und nach gekochtem Gemüse riecht, dann ist’s in die Hose gegangen. Durch die überraschenderweise gesteigerte Ausbeute, was mit der Absaugung nichts zu tun hat ist die Würze trotz größerer Ausschlagmenge dennoch fast genau bei der Zielstammwürze gelandet. Allerdings wird sich nun die Bitterkeit etwas verringern, da diese für 20 Liter berechnet war. Die wird nämlich von 29 auf ca. 25 IBU sinken habe ich überschlagen. Aber das darf’s bei einem (Fake) Märzen auch gerne sein. Das ist kein Beinbruch.

    Arschkalt hier!

    Angestellt, habe ich die Würze dann bei ca. 16° Temperatur und die Würze dann weiter auf 13°C abgekühlt. Nach rund 12 Stunden ist die Nottingham Hefe gemächlich angekommen und die Kräusen sind im Gäreimer zu sehen. Im Gärspund ist allerdings kein exzessives Blubbern zu vernehmen. Wie auch, den Hefezellen ist einfach kalt. Sie machen zwar ihren Job, nur eben langsam. Wer arbeitet schließlich schon gerne draußen, wenn‘s arschkalt ist.

    UPDATE vom 08.01.2016

    Trotz Durschnittstemperaturen von 14°C hat die Nottingham Hefe die 13,5°Plato kompromisslos auf 2,7°Plato vergoren und einen scheinbaren Vergärungsrad von 80% erreicht. Das erstaunt mich dann doch und zeigt wie robust die Hefe ist. Ach ja, gemssen hab ich mit meinem gewonnen Easy Dens. 🙂

    Der Geruch nach einer Woche ist vielsversprechend, klar und lagerähnlich, einen Hauch Schwefel und Diacetyl nehme ich war.Ich lasse das Jungbier nun eine weitere Woche bei ca. 19°C stehen.

    to be continued …


  3. Sud Nr. 65 „Needlejuice“ Pale Ale und Sud Nr. 66 „Cascadian Meadow“ Pale Ale

    Oktober 3, 2016 by Heiko

    Am 25. und 26.11. findet in Mainz die 2. Craftbeermesse statt. Auch dieses Jahr wird es wieder einen Hobbybrauerwettbewerb geben. Nachdem ich im Vorjahr gemäß der Vorgabe „Dunkles Winterbier“ mein Charming Chocolate Lager eingereicht habe, lautet das diesjährige Motto „Pale Ale Plus“. Das Plus steht für eine Extrazutat wie Früchte oder Gewürze. Da ich aktuell kein Interesse an Experimenten mit Früchten habe, sollte es eher in die würzige Richtung gehen. Zutaten wie Koriander, Rosmarin, Zitronengras, Ingwer, etc. sind beim Brauen mit Gewürzen nichts allzu besonders mehr. Nach wie vor z.T. exotisch für den Standard Biertrinkergaumen, aber nicht wirklich ungewöhnlich. Um im Zweifelsfall aus zwei Bieren wählen zu können habe ich mich für ein Basis Pale Ale Rezept entschieden, um diese Würze dann zu teilen und zu zwei Bieren auszubauen. Das Basisrezept zum Herstellen von 20 Liter Bierwürze sieht wie folgt aus

    Schüttung:
    2200g Wiener Malz (46%)
    2200g Maris Otter Malt (46%)
    180g Karamellmalz Pils (4%)
    120g Rauchmalz (3%)
    100g Karamellmalz Belgisch (2%)

    Maische:
    4800g Schüttung Einmaischen in 22 Liter Wasser mit 57°C.
    Aufheizen auf 67°C. 70 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 78°C.
    Abmaischen wenn Jodnormal

    Die Würze habe ich dann in zwei Teilsude geteilt. Für die erste Hälfte habe ich mir überlegt, ein Bier mit Fichtenspitzen zu brauen, das das traumhafte Aroma eines sommerlichen Nadelwaldes verströmt. Es soll dann natürlich nicht schmecken wie eine Rheumasalbe oder ein Saunaaufguss, sondern dezent würzig und harzig. Zur Komposition des Gesamtgeschmacks habe ich mich für zwei Hopfensorten entschieden, die für Ihre harzigen Töne nach Kiefer und Pinie bekannt sind, nämlich Chinook und Simcoe. In der Summe mit 37 Bittereinheiten und knapp 14°Plato Stammwürze (=knapp 6° Alkohol) kann ich mir das gut vorstellen.

    Getrockene Fichtenspitzen (Knospen und Nadeln)

    Für die zweite Hälfte der Würze habe ich mich für Heublumen Aroma entschieden. Das Bier soll dezent nach einer spätsommerlichen Almwiese duften und darüber hinaus frische, blumige Zitrusnoten haben. Letzteres soll durch Cascade Hopfen entstehen. Cascade war einer der ersten „Hype-Hopfensorten“  als vor ca. 3 Jahren die Craftbeerwelle gestartet ist. Beinahe jeder hatte ein Pale Ale oder IPA mit Cascade am Start. Auch in Weizebieren und allerlei anderen Stilen fand man diese Hopfensorte. Wie es mit Trends so ist, kamen dann schnell nacheinander andere Sorten wie Amarillo, Citra, Centennial, Comet, Nelson Sauvin, etc. Ich finde das Cascade Aroma nach wie vor klasse und habe mich für ein persönliches Revival entschieden. Für das Heuraroma habe ich mich gegen das Sammeln von Heu auf den Wiesen in meiner Region entschieden. Bei uns wird sehr intensive Landwirtschaft betrieben und da ist die Jauche des Bauern von nebenan vermutlich noch das kleinste Problem. Ich habe mich daher für Bio Heublumen aus einem Onlineshop entschieden.

    Getrocknete Heublumen

    In beiden Fällen habe ich die Zutaten zum Ende des Hopfenkochens in die Sudpfanne gegeben und während der Nachisomerisierungszeit ca. 15 Minuten in der Würze ziehen lassen und dann abgeseiht.

    Das Aroma des Fichtensuds war zunächst kräftig, aber nicht unangenehm … wenn man den Geruch von Fichtenwäldern mag natürlich. Das Heu war im Sudkessel deutlich zu riechen, aber in der abgekühlten Würze eher unauffällig. Ich bin gespannt, ob die Biere ggf. in den Ausguss müssen. Spannend finde ich das was mich erwartet allemal.

    UPDATE vom 17.12.2016

    Tja, was soll ich sagen … es ist eingetreten womit ich niemals gerechnet hätte. Das Fichten Pale Ale hat sich gegen knapp 40 andere Hobbybrauerbier durchgesetzt und den Wettbewerb in Mainz gewonnen!

    Hier die Rückmeldung vom Veranstalter:

    Hallo Heiko,

    herzlichen Glückwunsch, du hast den Mainzer Hobbybrauerwettbewerb gewonnen.

    Dein Needlejuice hat die komplette Jury überzeugt.
    Ein wirklich gelungenes, kreatives und ausgewogenes Bier mit tollem Aroma. Der deutliche Fichtengeruch harmoniert sehr gut mit den leichten Zitrusfrucht- und Ananasaromen. Der schlanke Körper, die spritzige Rezenz und die leichte Bittere sind hervorragend ausbalanciert.
    Wir waren wirklich alle begeistert von deinem Bier. Wir prüfen momentan noch die Möglichkeit, es für die nächste CraftBeerMesse brauen zu lassen. Sobald sich etwas konkretes ergibt, würde ich auf dich zukommen. Bis dahin viel Spaß mit deinem EasyDens von Anton Paar. Müsste bis spätestens Mittwoch bei dir eintreffen.

    Noch mal Gratulation zu deinem wirklich tollen Bier

    Die Meldung bei Facebook dazu gibt hier.

    Tja, was soll ich sagen. Ich bin mega happy und freue mich über den Sieg und über das Easy Dens Messgerät von Anton Paar, das gleich beim nächsten Sud zum Einsatz kommen wird.


  4. Sud Nr. 48 – Fermentus „C4 Pale Ale“

    Dezember 30, 2015 by Heiko

    Wenn ich bisher Pale Ales, Strong Ales oder India Pale Ales gebraut habe, habe ich im Grunde fast identische Schüttungsanteile verwendet. Das hat von Anfang an ganz gut gepasst und ist auch alles soweit gelungen. Ich habe aber vor Allem bei den Pale Ales noch nicht den Königsweg gefunden. Das was mir vorschwebt soll ein durchaus massenkompatibles Pale Ale sein, bei dem man Einbahnstraßen Pilstrinkern im Vorfeld nicht einen 10minütigen Vortrag halten muss, warum das jetzt so schmeckt, wie’s schmeckt. „Normaler“ Alkoholgehalt, leichter Malzkörper, moderate Bittere und deutliches, aber „unpenetrantes“ Hopfenaroma. Eine Bier, von dem auch mal unbedenklich auf eine Party zwei Kästen mitnehmen kann ohne Weizen- und Pilstrinker einen Kulturschock zu verpassen.

    Ich denke das wird vermutlich der Start eine Probieren & Korrigieren Reihe bis das Ergebnis meinen Vorstellungen entspricht.

    Dies hier wird der erste Ansatz sein:

    Ausschlagmenge: 8l
    Stammwürze: 12.2°P
    Alkohol: 5%vol
    Bittere: 25IBU
    Farbe: 10EBC

    Schüttung:
    900g Pale Ale Malz (53%)
    450g Pilsner Malz Böhmisch (26%)
    200g Münchner Malz Typ I (12%)
    150g Haferflocken (9%)

    Wasser:
    Hauptguss: 5.5l
    Nachguss: 6.5l

    Maische:
    1700g Schüttung Einmaischen in 5.1 Liter Wasser mit 62°C. 40 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 66°C. 20 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 72°C. 10 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 78°C. 0 Minuten Rast.
    Abmaischen wenn Jodnormal

    Hopfen:
    3g Cascade Pellets 7%a zur Vorderwürze,
    3g Columbus Pellets 15.5%a 70min Kochen
    3g Cascade Pellets 7%a 5min Kochen
    3g Chinook Pellets 12.9%a Whirlpool 80°C
    2g Citra Pellets 13.5%a Whirlpool 80°C
    5g Cascade Pellets 7%a Whirlpool 80°C
    12g Citra Pellets 12%a 5 Tage Stopfen
    24g Cascade Pellets 7%a 5 Tage Stopfen

    Hefe:
    Danstar Nottingham Ale, Gärung bei 20°C

    Ach ja … warum C4?
    Ganz einfach Columbus, Cascade, Chinook, Citra 😉

    UPDATE vom 24.03.2016

    Das C4 Pale Ale muss ich leider als Kollateralschaden verbuchen, denn es war „zur falschen Zeit am falschen Ort“.

    Was war passiert? Am 22.11.2015 hab ich das „Disturbia Licorice Peppermint Porter“ gebraut. Das Bier fiel einem unagenehmen Aroma zum Opfer, das wohl auf die falsche Zutatenwahl bzw. Dosierung zurückzuführen ist. Hier der ganze Bericht dazu. Um so irritierter war ich zunächst, als ich diesen Fehlgeruch auch im C4 Pale Ale entdecken musste. Die Lösung war, dass der Garbehälter, den ich für das Latritz Porter verwendet hatte, trotz sorgfältiger Reinigung und Desinfektion diesen Geruch beibehalten hatte. Darin hatte ich dann das C4 Pale Ale vergoren und das wurde ihm zum Verhängnis. Der Garbehälter ist inzwischen entsorgt. Leider auch das Pale Ale. Sehr schade, denn die Columbus-, Cascade-, Chinook-, Citra-Aromen waren sensationell.


  5. Sud Nr. 33 – Fermentus Maibock 2015 – „Ein starkes Stück“

    Februar 9, 2015 by Heiko

    Am Samstag, den 07. Februar habe ich (rechtzeitig für den hoffentlich nicht mehr in allzu großer ferne in den Startlöchern stehenden Frühling) ein Maibockrezept gebraut, das ich zusammengestellt habe. Zunächst habe ich überlegt den Bock als reines Vorderwürzebier zu brauen. In diesem Fall gibt es nur den Hauptguss und das Bier wird beim Läutern nicht mit zusätzlichem Nachgusswasser („Anschwänzen“) ausgezuckert. Diesen Bieren sagt man nach, dass sie weicher schmecken sollen, da weniger Gerbstoffe aus dem Treber bzw. den Spelzen herausgelöst werden.

    Letztendlich habe ich den Nachguss stark reduziert aber nicht ganz weggelassen. Hauptguss zu Nachguss Verhältnis 3:1, um die Ausbeute ein bisschen zu verbessern. Klar kann man drüber streiten, ob man bei 1,80 € pro kg Basismalz nicht einfach ein Kilo drauf packt und auf den Nachguss verzichtet, aber damit fahre ich ganz gut glaube ich.

    Auf Karamellmalze habe ich verzichtet, da durch die hohe Stammwürze und den hohen Alkoholgehalt (>7%) automatisch intensivere Aromen entstehen und ein Maibock auch gerne etwas schlanker daher kommen darf. Außerdem geben Wiener und Münchener Malz dem Bock ausreichend Eigencharakter. Bei der Hopfung habe ich einmal quer durch die angebrochenen Hopfenpackungen in meinem Gefrierfach variiert. Aber schaut selbst:

    Rezept „Fermentus Maibock 2015“

    Ausschlagmenge: 16l
    Stammwürze: 17°P
    Alkohol: 7.3%vol
    Bittere: 32IBU
    Farbe: 16EBC

    Schüttung:
    2000g Wiener Malz (45%)
    1700g Pilsner Malz (39%)
    700g Münchner Malz Typ I (16%)

    Wasser:
    Hauptguss: 18l
    Nachguss: 6l

    Maische:
    4400g Schüttung Einmaischen in 18 Liter Wasser mit 59°C ergibt 57°C. 10 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 63°C. 50 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 72°C. 20 Minuten Rast.
    Abmaischen wenn Jodnormal

    Hopfen:
    9g Spalter Select Pellets 4%a zur Vorderwürze, 75min Kochen
    9g Perle Pellets 7%a 55min Kochen
    9g Cascade Pellets 7%a 10min Kochen
    15g Hallertauer Tradition Pellets 5.5%a 10min Kochen
    15g Spalter Select Pellets 4%a 10min Kochen

    Hefe:
    Danstar Nottingham Ale, Gärung bei 18°C


  6. Sud Nr. 21 – Fermentus Bruder Joseph (Neuauflage)

    Mai 1, 2014 by Heiko

    Am Samstag, den 19. April haben Steuart, Jesco und Johannes ihren ersten eigenen Sud gebraut. (Sie werden so schnell erwachsen!)

    Ich mir natürlich nicht nehmen lassen, dabei zu sein und habe parallel eine (modifizierte) Neuauflage meines Klosterbiers „Bruder Joseph“ gebraut.

    Hier noch das Rezept:

    Rezept „Fermentus Bruder Joseph II“

    Ausschlagmenge: 21l
    Stammwürze: 13°P
    Alkohol: 5.3%vol
    Bittere: 27IBU
    Farbe: 25EBC

    Schüttung:
    2100g Wiener Malz (49%)
    2000g Münchner Malz Typ II (47%)
    200g Caramelmalz Rot (5%)

    Wasser:
    Hauptguss: 17l
    Nachguss: 14l

    Maische:
    4300g Schüttung Einmaischen in 17 Liter Wasser mit 38°C. 5 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 50°C. 40 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 64°C. 30 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 72°C. 30 Minuten Rast.
    Abmaischen wenn Jodnormal

    Hopfen:
    18g Tettnanger Pellets 6%a 75min Kochen
    18g Spalter Select Pellets 6%a 20min Kochen
    20g Spalter Select Pellets 6%a in den Whirlpool

    Hefe:
    Danstar Nottingham Ale, Gärung bei 17°C


  7. Sud Nr. 12 – Ein Altdeutsches Helles

    Dezember 8, 2013 by Heiko

    Nach dem Pumpkin Ginger Ale habe ich heute noch schlichtes (Altdeutsches) Helles gebraut und dabei ein paar Hopfensreste verwertet, die schon ein paar Monate angebrochen in der Friere rumgelegen haben.

    Hier die Vorlage zum Rezept von tauroplu:
    http://www.maischemalzundmehr.de/index.php?id=101&inhaltmitte=recipe

    Das ist meine (unwesentlich angepasste) Version:

    „Fermentus Altdeutsches Helles“

    Ausschlagmenge: 20l
    Stammwürze: 13.9°P
    Alkohol: 5.6%vol
    Bittere: 29IBU
    Farbe: 13EBC

    Schüttung:
    2300g Pilsner Malz (50%)
    2000g Wiener Malz (43%)
    300g Caramelmalz Hell (7%)

    Wasser:
    Hauptguss: 20l
    Nachguss: 12l

    Maische:
    4600g Schüttung Einmaischen in 20 Liter Wasser mit 60°C ergibt 57°C. 10 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 63°C. 35 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 73°C. 20 Minuten Rast.
    Aufheizen auf 78°C
    Abmaischen wenn Jodnormal

    Hopfen:
    20g Tettnanger Pellets 4.4%a zur Vorderwürze, 90min Kochen (9 IBU, 31%)
    6g Hallertauer Magnum Pellets 14.8%a 70min Kochen (10 IBU, 34%)
    15g Spalter Select Pellets 6.3%a 10min Kochen (7 IBU, 24%)
    20g Spalter Select Pellets 4.8%a in den Whirlpool (3 IBU, 10%)

    Hefe:
    Brauwerkstatt Nottingham Ale, Gärung bei 17.5°C